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Einladung zum Pressegespräch mit Eduardo Aliverti
 

Zeit:

15. November, 11: 00 Uhr


Ort:

FDCL im Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin
2. Hof, 3. Aufgang, 5. Etage
 

Zur Person:
Eduardo Aliverti
Journalist (Radio, Fernsehen, Presse - seine journalistischen Arbeiten für Film und Fernsehen wurden mehrfach ausgezeichnet), Leitartikler der argentinischen Tageszeitung Pagina12, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Universität Buenos Aires, Leiter einer Fachschule für Radiokommunikation
 

Erst die Massenproteste vom 20.12. vergangenen Jahres brachten die ökonomische und politische Krise Argentiniens in die Schlagzeilen der internationalen Presse.  Mit der Verweigerung eines weiteren Unterstützungskredits durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) und der dadurch ausgelösten Kettenreaktion war das bereits seit Jahren nur noch mühsam aufrechterhaltene Kartenhaus des neoliberalen Wirtschaftsmodells in Argentinien jäh zusammengebrochen. Das insbesondere unter dem peronistischen Präsidenten Menem (1989-1999) zum Liebling des IWF, der ausländischen Gläubiger und der Vereinigten Staaten avancierte Land war pleite und konnte die Schulden nicht mehr bedienen. Nur durch die Aufnahme neuer Kredite war es bis dahin möglich gewesen, die ständig steigenden Zins- und Tilgungszahlungen für die mehr als 150 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden zu bezahlen. Insbesondere die Kredite des IWF waren dabei an die Umsetzung rigoroser Sparmaßnahmen zur Sanierung des Staatshaushaltes gekoppelt.

Unter der Militärdiktatur (1976-1983) wurde das neoliberale Wirtschaftsmodell in Argentinien blutig durchgesetzt. Unter dem damaligen Militärregime, das auf die Unterstützung der US-amerikanischen Regierung wie auch des IWF zählen konnte, stieg die Auslandsverschuldung Argentiniens von 8 auf 43 Milliarden US-Dollar an. Seitdem ist die Bezahlung der Auslandsschulden
und die Fortsetzung der neoliberalen Politik nahezu bruchlos die oberste Priorität der politischen Führung Argentiniens.

Offensichtlich ist, dass sämtliche neoliberalen Strukturanpassungsmaßnahmen des IWF gescheitert sind: Über zehn Jahre
rigoroser Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung führten zum völligen Ausverkauf des Landes, zur maßlosen Bereicherung einer korrupten Führungsschicht und der größten Nutznießer der Ausplünderung Argentiniens: den Großbanken, multinationalen Konzernen und globalisierten Machtzentren. In Argentinien, einst das reichste Land Südamerikas, leben heute über 40 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit stieg auf über 25 Prozent. Die soziale Verelendung hat längst auch den Mittelstand erreicht.

Während der IWF von der argentinische Regierung verlangt, die Anstrengungen zur Haushaltskonsolidierung zu erhöhen, hat die Bevölkerung eine andere Antwort: "¡Qué se vayan todos!", ist die Forderung, der die anhaltenden Massenproteste begleitet. "Sie sollen alle gehen – die Politiker, die Banken, der IWF... Das Vertrauen der ArgentinierInnen in die politische
Klasse des Landes ist völlig zerstört. Die Regierung hat keine Repräsentanz mehr für die Bevölkerung, wie auch der aktuelle Wahlkampf (für die im März nächsten Jahres anstehenden Wahlen) zeigt.

Auf lokaler Ebene versucht die Bevölkerung der Krise mit Selbstorganisation und neuen Überlebensstrategien zu begegnen. Nachbarschaftsinitiativen organisieren Spendensammlungen und Gemeinschaftsküchen. Tauschringe entstehen, und die Bevölkerung wird zur Mülltrennung aufgefordert, um den Müllsammlern die Arbeit zu erleichtern.....

Eduardo Aliverti wird zu Fragen nach den Ursachen und sozialen wie politischen  Auswirkungen der Finanzkrise in Argentinien Stellung nehmen und über die Debatte um Lösungsansätze und Perspektiven für das Land  informieren. Eduardo Aliverti kann ebenso Auskunft geben über die diktatorische Vergangenheit Argentiniens, die bis heute ihre Schatten
auf Politik und Gesellschaft wirft. In mehreren Filmen hat er bereits die Geschichte Argentiniens beleuchtet. "Volviendo a Washington" zeigt die Geschichte der argentinischen Währung, danach der Film "Malajunta", über die letzte Diktatur in Argentinien. "Malajunta" erhielt eine Vielzahl internationaler Preise und führte zur Gründung  des spanischen Ablegers der
Gruppe der Hijos. Den neue Dokumentarfilm Sol de Noche präsentiert er nun in Europa.

 

Veranstalter:

FDCL

Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika