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Pressegespräch


mit
Onécimo Hidalgo Dominguez
(CIEPAC – San Cristobal/Chiapas/Mexiko)

 


Onécimo Hidalgo Dominguez  ist Soziologe und arbeitet als Forscher, Publizist und Pädagoge am „Zentrum für Analyse, Forschung und Kommunikation (CIEPAC)”in San Cristobal, Chiapas. Er ist Mitautor diverser Analysen zu Militarisierung, Krieg und Friedensprozess in Chiapas und zu den Auswirkungen der Freihandelsverträge und wirtschaftlicher „Megaprojekte”auf die Bevölkerung. Außerdem hat er langjährige Erfahrungen in der Begleitung von Bauernorganisationen in Chiapas. Zusammen mit dem ehemaligen Bischof von San Cristobal, Samuel Ruiz García, arbeitete er  für die Nationale Vermittlungskomission (CONAI) und begleitete ihn auch als dieser
am 16. September diesen Jahres den Menschenrechtspreis der Stadt Nürnberg verliehen bekam.  CIEPAC  beschäftigt sich mit der Ausbildung von Gemeinden, Organisationen der Zivilgesellschaft und Kirchen und sieht als eine weiter Aufgabe die "Bildung der ersten Welt", indem sie ausländische Delegationen durch Chiapas begleiten und selber Vortragsreisen im Ausland unternehmen.

Onécimo Hidalgo ist ein profunder Kenner der politischen und ökonomischen Entwicklungen Mexikos und insbesondere des Südens des Landes. Zu einer Vielzahl von Themen kann er aus erster Hand informieren:

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Friedensprozess und Militarisierung der indigenen Gemeinden

“Krieg niedriger Intensität”in Chiapas – Strategie und Auswirkungen

Flüchtlingsproblematik

Rechte der indigenen Bevölkerung

„Entwicklungs”-Pläne (Megaprojekte wie der Plan Puebla-Panamá) der neoliberalen Regierung Fox für den Süden des Landes

Auswirkungen der Freihandelsabkommen (bspw. mit der EU)

Biopiraterie in Chiapas und ihre Akteure sowie Implikatiionen der grünen Gentechnologie auf Mexiko und Chiapas

Analyse des Konflikts in Chiapas im Kontext des globalisierten Neoliberalismus

Bedeutung der zapatistischen Bewegung für die weltweite Bewegung gegen den Neoliberalismus

Einordnung der Anti-Globalisierungsbewegung aus mexikanischer Sicht

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Zeit:    Freitag, den 28. September 2001 um 11.00 Uhr

Ort:     FDCL, Im Mehringhof, Aufgang III, 5. Stock 
           Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin, U-Bhf.- Mehringdamm

veranstaltet von:

FDCL

 

weitere Termine:

Informations- und Diskussionsveranstaltung:
Referent: Onécimo Hidalgo
Freitag, den 28. September um 19.00 Uhr
im Institut für Europäische Ethnologie, Schiffbauerdamm 19, Raum 001,
S+U Friedrichstraße (in Richtung Reichstag)

An dieser Veranstaltung wird als Gast auch Frau Maria Delgado aus Uruguay teilnehmen. Sie ist Mitarbeiterin von SIPAZ (Servicio Internacional para la Paz) und befindet sich derzeit im Rahmen einer Euroapareise in Berlin. Sie ist  Vorstandsmitglied und für internationale Kontakte zuständig. SIPAZ ist ein Zusammenschluß von ca. 50 Organisationen v.a. aus den USA, aber auch aus Europa und Lateinamerika, die sich seit 1995 gemeinsam für den Frieden in Chiapas einsetzen. SIPAZ unterhält seit 6 Jahren ein Büro in San Cristóbal de las Casas in Chiapas. Zu den Grundsätzen von SIPAZ gehört es, zu allen Konfliktparteien Kontakt zu suchen. Bei SIPAZ arbeiten Freiwillige für die Dauer von mindestens einem Jahr in den Arbeitsbereichen 1. Begleitung und Präsenz, 2. Ökumene, 3. Friedenserziehung und 4. Öffentlichkeitsarbeit.
Einzelinterviewtermine bitte anfragen im FDCL (Adresse siehe unten)!

 

Hintergrundinformation:
Anfang Dezember vergangenen Jahres übernahm der erzkonservative Vicente Fox als erster Kandidat der Opposition nach mehr als 70 Jahren die Präsidentschaft in Mexiko. Gegenüber dem Zapatistischen Befreiungsheer (EZLN) zeigte der neue Präsident nach seinem Amtsantritt eine wesentlich offenere Haltung als sein Vorgänger Ernesto Zedillo von der bis dahin regierenden Staatspartei PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution). Tatsächlich sollte sich schon bald zeigen, dass Fox jedoch ebenso wenig wie Zedillo bereit war, mit der EZLN zu verhandeln.
Nachdem die Zapatisten mit dem „Marsch der indigenen Würde”von Chiapas in die mexikanische Hauptstadt die Zivilgesellschaft mobilisiert und begeistert und auch international eine enorme Resonanz erfahren hatten, verabschiedete der mexikanische Kongress Ende April eine Verfassungsänderung, die die Rechte der Indígenas neu regelte. Hohe Erwartungen waren an die Parlamentarier gestellt worden. Umso größer waren Wut und Enttäuschung bei den Vertretern der indigenen Völker und
den Sympathisanten der Zapatisten, als sie erfuhren, dass der auf das Abkommen von San Andrés im Jahr 1996 zurückgehende Gesetzesvorschlag der Komission für Eintracht und Frieden (Cocopa), der den Parlamentariern zur Abstimmung vorlag, in zentralen Punkten verändert worden war. Die Zapatisten nahmen dazu wie folgt Stellung: „Diese Verfassungsreform behindert die Ausübung der indigenen Rechte und bedeutet einen Schlag ins Gesicht der Indígenas und der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft: Mit dieser Reform wird die Tür zum Dialog und zum Frieden geschlossen. Sie verhindert die Lösung der Probleme, die zum Aufstand
der Zapatisten geführt haben und gibt den verschiedenen bewaffneten Gruppen Recht, da diese Reform den Prozess des Dialogs und der Verhandlungen entwertet. ...”
Nachdem die EZLN den Dialog hiermit aufgekündigt hatte, hat die mexikanische Regierung den militärischen Druck auf die Zapatisten wieder erhöht und versucht weiterhin diese auch international zu isolieren. So forderte die EU die Zapatisten auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren und schob die Verantwortung für die Situation der EZLN zu. Der mexikanische Präsident Fox mit seiner neoliberalen Regierungspolitik versteht es derweil weiterhin gut, sich international als Hoffnungsträger zu stilisieren, der die jahrzehntelange Vorherrschaft der Staatspartei PRI gebrochen und die Demokratie nach Mexiko gebracht hat.

 

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FDCL
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