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Bolivien: Auf der Suche nach der neuen Republik

In den vergangenen fünf Jahren haben Massenproteste den bolivianischen Staat ins Wanken gebracht. Unzählige Gruppen - Hochland- und Kokabauern, Minenarbeiter, Nachbarschaftsräte, Studenten, Gewerkschaften und neue Parteien - sind in das Terrain der traditionellen Politik eingedrungen, leisten Widerstand - und machen ein normales Regieren unmöglich. Innerhalb von zwei Jahren haben die Protestierenden im ganzen Land zwei Präsidenten zum Rücktritt gezwungen. Und: Sie diktieren der Politik die Themen. Dabei laufen alle Forderungen immer wieder zu einem zentralen Ziel zusammen: Der Erdgas-Export soll wieder verstaatlicht werden.

Die Auseinandersetzungen um das Erdgas sind dabei auch ein Symbol für den Streit um die neue politische Ordnung im Land. Die Protestierenden laufen nicht allein gegen die juristisch fragwürdige und sozial ungerechte Privatisierung des Erdgasexportes Sturm. Sie kämpfen auch gegen die rassistische Ordnung, in der sie nicht viel zu sagen haben. Bolivien wirkt in vieler Hinsicht so, als ob es aus dem kolonialen Denken nie wirklich herausgekommen wäre. In kaum einem anderen Land Südamerikas werden Indígenas von politischen Entscheidungen und sozialer Teilhabe so deutlich ausgeschlossen, wie in Bolivien.

In dem Andenland kommen also zwei Aspekte zusammen: Die Misere - für die Protestierenden eine Folge von zwanzig Jahren Globalisierung und Privatisierung - ist im ärmsten Land Südamerikas mit einer rassistischen Unterdrückung der 65prozentigen Indígena - Mehrheit kombiniert. Wer arm ist, ist Indígena. Gleichzeitig hat die wohlhabende, weiße Oligarchie kein Interesse, ihre Privilegien aufzugeben. Die Folge ist eine tiefe Spaltung des Landes, die sich nun auch geografisch auszuwirken droht: Im wirtschaftlich florierenden Osten des Landes konstruiert ein Teil der weißen Oberschicht einen Nationalismus und fordert die Unabhängigkeit vom bolivianischen Staat. Dadurch droht Bolivien, auseinander zu brechen.

Welche Perspektiven gibt es? Kann ein neuer Konsens gefunden und die Republik "neu gegründet" werden, wie es vielerorts gefordert wird?

Referent:     Simón Ramírez Voltaire, Journalist

Zeit:           Freitag, den 22. Juli 19:00 Uhr           
Ort:           Mehringhof
(Versammmlungsraum, Aufgang III, 1. Stock links),
                      Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin, U-Bhf.-Mehringdamm
           
Anmeldungen:
Isidoro Bustos V. Tel 295 5752 (AB), 395 3490 (Fax), isidorobustosv@web.de

Veranstaltung des Bildungswerk Berlin der Heinrich Böll Stiftung
In Kooperation mit:
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL)