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Peru: Land unter Konzessionen

Privatisierungen im Tourismus und im Bergbau nehmen der Bevölkerung das Land und schließen sie von Mitbestimmung und Entwicklungsmöglichkeiten aus



Zeit:    Montag, 25.07.2005 um 19:00 Uhr

Ort:    Mehringhof - Versammlungsraum

(Aufgang III, zum Theater, 1.Stock links)
Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin (U-Bhf. Mehringdamm U7/U6)

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Zu Gast ist Rodrigo Ruiz Rubio, Präsident der Asociación para la Defensa y Desarrollo de Kuélap. Kuélap beherbergt einen der archäologisch bedeutendsten Ruinenkomplexe Perus aus der Vor-Inkazeit. Die Bewohner sind von Enteignungen bedroht, da Kuélap touristisch erschlossen und privatisiert werden soll. In seinem Vortrag wird sich Rodrigo Ruiz Rubio mit den Sektoren Bergbau und Tourismus in Peru beschäftigen und die Privatisierungs- und  Konzessionsgeschäfte der peruanischen Regierung beleuchten und hinterfragen. Ein weiterer Schwerpunkt wird zudem der Kampf der Bevölkerung in Kuélap sein.
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“The biggest attractions available are the ruins of Machu Picchu, Chavín de Huantar, and the Kuélap Fortress, among others.”? 
 zitiert nach: ProInversion -
www.proinversion.gob.pe - Staatliche peruanische Agentur zur Investitionsförderung


Nach der extremen wirtschaftlichen Malaise in der zweiten Hälfte der 80er Jahre mit Hyperinflation und zunehmender Verschuldung des Landes, zudem unter den Bedingungen des internen Krieges in Peru, kam seit 1990 mit Beginn der Regierung Fujimori eine neoliberale Agenda auf die Tagesordnung, die in der Folge der politischen Idee die rechtlichen Bedingungen für erleichterte Investitionen schaffte. Staatliche Unternehmen wur­den in großem Umfang privatisiert, und es wurden enorm günstige Investitionsbedingun­gen in verschie­denen Sektoren für transnationale Konzerne geschaffen.

Der Bergbausektor kann in diesem Zusammenhang als „Privatisierungsspielplatz der ersten Stunde”beschrieben werden, der zudem auf finanzielle Unterstützung durch die Weltbank und ihren Finanzarm für die Privatwirtschaft, die International Finance Corporation, zurückgreifen konnte. Das Engagement dieser Institutionen zeigt zugleich die internationalen Triebkräfte der Privatisierung und der Öffnung für internationales Kapital. Neben der Veräußerung staatlicher Unternehmen in private Hände wurden zahlreiche neue Bergbaugebiete erschlossen. Peru erlebt bis heute einen Berg­bauboom (50% der Exporterlöse kommen aus dem Bergbausektor; 4,5 Mrd. US$ in 2004). Dieser Prozeß jedoch entzieht der Bevölkerung produk­tives Land. Zugleich wir der Bevölkerung die rechtzeitige Information, Mitbestimmung und Mitentschei­dung verweigertBei allen eher positiven makroökonomischen Daten kann nicht belegt werden, dass viel und noch mehr Bergbau die enorme Armut im Land zu reduzieren hilft (mehr als 50% der Menschen Perus leben unter Armutsbedingungen). In einigen Regionen des Landes sind bis zu 50% der Fläche unter Konzession für den Bergbau und damit für die agrar- oder viehwirtschaftliche Nutzung nicht mehr zugänglich.

Privatisierungsfieber besteht auch vermehrt im Tourismussektor und umfasst dabei sogar kultur­historisch einzigartige Stätten wie das UNESCO-Weltkulturerbe Machu Picchu im Süden oder die Festung Kuélap (Artikel von Rodrigo Ruiz Rubio) im Norden Landes (siehe die eingangs zitierte Aussage von ProInversion).

Gegen den Entzug ihrer Rechte, die Verhinderung von Mitbestimmung und Mitentscheidung wehrt sich die Bevölkerung. Dies tut sie gegen die starke Rhetorik von Regierungsseite, nationaler Presse und Konzernen, die Widerstand gegen Investitionsprojekte gern als antinational, kriminell und nahe am Terrorismus einstufen. Erfolgreich und friedlich für die Durchsetzung der eigenen Interessen kämpfte die Bevölkerung von Tambogrande im Jahr 2003 (Nordperu; Gefährdung hochproduktiver Landwirtschaft) und Cajamarca im Jahr 2004 (Nordperu, Gefährdung von Wasserquell­gebieten zur Trinkwasserversorgung).

Veranstaltung in spanischer Sprache

 

Eine Veranstaltung von FDCL, AG Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick - Cajamarca und KATE Stuttgart