de en es pt

<<<< vorherige    Veranstaltung    nächste >>>>

Einladung zum Pressegespräch und zu einer Buchpräsentation mit

LUC”?A SEPÚLVEDA RU”?Z
(Journalistin, Buchautorin und Mitarbeiterin der chilenischen Zeitschrift `Punto Final´)

Zeit:
Montag, den 31.10.05 um 11:00 Uhr
Ort:
FDCL, Im Mehringhof, Aufgang III (zum Theater), 5.Stock
Gneisenaustr. 2a, 10967 Berlin (U-Bhf. Mehringdamm)


REBELLISCHE ERINNERUNG: "119 de nosotros"

"Ich wollte diese Namen aus der gefühllosen Kälte der Statistik herausnehmen und eine Brücke schlagen zwischen der Generation der Revolutionäre der '70 Jahre und der heutigen Jugend in Chile" (Lucía Sepúlveda Ruíz)

"119 de nosotros" (119 von uns) erzählt die Geschichte über das Leben und den Tod von 119 AktivistInnen des Widerstandes in Chile, die im Rahmen der so genannten "Operación Colombo", einer Geheimoperation der DINA (Geheimpolizei der Diktatur), entführt wurden und seitdem verschwunden sind.

Unter den ProtagonistInnen dieses Buches befinden sich 19 Frauen (darunter eine schwangere) und 100 Männer - die allermeisten von ihnen unter 30 Jahre alt. Alle kämpften gegen die Diktatur und ohne Ausnahme liebten sie das Leben und die Freiheit. Von ihren 97 Kindern kamen 13 nach und zwei während der Gefangenschaft zur Welt. Unter den Gefangenen gab es Lebensgefährten, Geschwister, FreundInnen und GesinnungsgenossInnen: sie wurden zwischen den 8. Juli 1974 und 20. Januar 1975 entführt. Einige Überlebende der staatlichen Repression bezeugen, die Entführten zum letzten Mal in Folterzentren der Diktatur, wie "Cuatro Alamos", "Londres 38", "Villa Grimaldi" oder "Venda Sexy" gesehen zu haben. Dreißig Jahre zuvor behauptete die Diktatur hingegen, diese Menschen wären im Ausland durch bewaffnete Auseinandersetzungen untereinander ums Leben gekommen und veröffentlichte eine entsprechende Liste von 119 Personen. Die damalige Presse machte sich zum Komplizen der Diktatur, indem sie diese Lügen verbreitete. Tatsächlich wurden die Entführten von ihren Angehörigen seit ihrer Verhaftung und ihrem Verschwindenlassen gesucht.

Lucía Sepúlveda Ruíz nahm in den 90er Jahren ihrer Tätigkeit als Journalistin wieder auf, nachdem sie in der "Bewegung der revolutionären Linken" (MIR) im Untergrund gegen die Diktatur gekämpft hatte. Um die kollektive Erinnerung an den Widerstand und die Verbrechen unter der Militärdiktatur zu bewahren und zu fördern, war sie Mitglied der Vereinigung der Angehörigen, FreundInnen und GenossInnen der Gefallenen des MIR und vertritt den Journalistenverband in der Menschenrechtskoordination der Berufsverbände. Sie ist Autorin zahlreicher Artikel, schreibt für "Punto Final", "Rebelión" und andere, auch elektronische Medien. Sie ist ehemalige Direktorin der Zeitschrift für Umwelterziehung "Mosaico", einer periodischen Publikation des "Friedenhauses", und war Mitglied des Redaktionsteams von "Sterben ist die Nachricht" (Morir es la Noticia). Hier schrieb sie unter anderem die Geschichte ihres Lebensgefährten, des Journalisten Augusto Carmona, Vater ihrer Tochter Eva María. Während der Regierung Allendes arbeitete sie als Journalistin für die Zeitung "Puro Chile" und für das staatliche Fernsehen, wo sie auch als Gewerkschaftsaktivistin tätig war.

Sie sagt selbst zu ihrem Buch "Ich hoffe, dass dieses Buch für die Zukunft als Recherchemittel und Referenz für Forschungsprojekte benutzt wird. Selbstverständlich hoffe ich auch, dass dieses Buch überall an Schulen, Gymnasien, Bibliotheken, usw. zu finden sein wird. Heutzutage ist es sehr schwierig Informationen zu bekommen, die über die bloße Statistik hinausgehen. Ich bevorzuge die Kasuistik, die Lebensgeschichten. Es ist einfach unmöglich, dass an jedem 11. September nur von der Bombardierung der "Moneda" (Regierungsgebäude) gesprochen wird und das Gelebte vor und danach außer Acht gelassen wird. Wenn jemand beispielsweise über die StudentInnen des "Pedagógico" in der Zeit der Unidad Popular sprechen will, dann findet er oder sie hier Geschichten aus dem Leben von 16 ehemaligen StudentInnen und Absolvierenden dieser Universitäts-Fakultät. Wenn jemand von den ArbeiterInnen dieser Zeit erfahren möchte, findet er oder sie hier auch etwas aus dem Leben von einigen von ihnen. Ich wünsche mir, dass die Jugend von heute diese Geschichten aufnimmt und sie mit ihrer eigenen Sprache und mit ihren eigenen Mitteln aufnehmen, weiterentwickeln und artikulieren kann."