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Staudämme - Wasserstraßen - Ethanol - Öl - Energie - Atomkraftwerke !

MehringHof e.V. in Kooperation mit FDCL laden ein zu einem Themenabend im kreuzberger MehringHof:

Staudämme - Wasserstraßen - Ethanol - Öl - Energie - Atomkraftwerke !


Die Energie- und Infrastrukturpolitik Brasiliens

+ Filmvorführung: "O Chamado do Madeira", Brasilien 2007/2008 (port. m. span. UT)


Diskussionsveranstaltung mit Camila Moreno (Terra de Direitos, Brasilien)

Ort: Versammlungsraum im MehringHof, Aufgang 3, 1.Stock, Gneisenaustr.2a, 10 961 Berlin

Zeit: Dienstag, 9.12.2008, 19:00 Uhr

Veranstaltungssprache: englisch
Eintritt wie immer frei!



Veranstaltet von Mehringhof e.V. - Verein zur Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung und Völkerverständigung (Berlin) in Kooperation mit FDCL (Berlin).


Staudämme - Wasserstraßen - Ethanol - Öl - Energie - Atomkraftwerke !


Die Energie- und Infrastrukturpolitik Brasiliens

+ Filmvorführung: "O Chamado do Madeira", Brasilien 2007/2008 (port. m. span. UT)

PAC - Programa de Aceleração do Crescimento steht für Programm beschleunigten Wachstums, ein Programm, das der brasilianische Präsident Lula zu Beginn seiner zweiten Amtszeit im Januar 2007 ins Leben rief. Schon damals sprach Lula von großartigen Erfolgen für die Wirtschaft und verwies natürlich auf den sozialen Ausgleich für das Land mit den weltweit größten Einkommensunterschieden. Umgerechnet fast 200 Milliarden Euro will die Regierung Lula bis 2010 locker machen. Dieses auch für ein Industrieland von kontinentalen Ausmaßen wie Brasilien recht ehrgeizige Entwicklungsprogramms wird größtenteils von öffentlichen Kassen getragen, aber auch die Privatwirtschaft soll einen Beitrag beisteuern – angelockt durch Steuererleichterungen und Großprojekte.

Das PAC-Investitionspaket umfaßt vor allem Infrastrukturmaßnahmen. An erster Stelle kommt der Energiebereich mit neuen Staudämmen, Wasserstraßen und Baumaßnahmen in den Bereichen Erdöl und Erdgas. Es folgen der Bau und die Erneuerung von Straßen, Eisenbahnlinien und die Erweiterung der bestehenden Häfen und Flughäfen. Und schließlich sind Baumaßnahmen im Bereich städtischer und sozialer Infrastruktur geplant. In erster Linie sollen Trink- und Abwassersysteme sowie städtebauliche Modernisierungen in ausgewählten Armenvierteln realisiert werden. Im September wurde bekannt, dass - so der brasilianische Minister für Bergbau und Energie, Edison Lobão - Brasilien in den nächsten 50 Jahren weitere 50 - 60 Atomkraftwerke plane - neben den bereits bestehenden bzw. gerade fertigzustellenden AKWs.

Das Staudammprojekt am Rio Madeira ist - neben anderen wie z.B. am Xingu-Fluss - eines der pharaonischsten Projekte des PAC: Zwei Staudämme - Santo Antônio mit einer Leistung von 3.150 Megawatt (MW) und Jirau mit einer etwas höheren Leistung von 3.300 MW - sollen Energie produzieren, um die so genannte "Stromlücke" zu schließen. Am Rio Madeira erfolgt auch der massive Ausbau der Wasserstraßen, um Rohstoffe aller Art kostengünstiger und schneller an die Weltmärkte zu liefern.

Zwar versuchen Betreiber und Regierung die Staudämme am Rio Madeira als eine neue Generation mit geringeren Umweltschäden zu verkaufen, aber die Probleme sind doch die altbekannten: Umsiedlung von Menschen, Überschwemmung von Regenwald, Einfluss auf Gebiete indigener Bevölkerung, schwerwiegende Schädigung des Flussökosystems und ein unkontrollierbarer Siedlungs- und Wachstumsschub für die Region. Zahlen für die Saison 2007/08 zeigten bereits ein exorbitantes Ansteigen der Entwaldungsraten im Bundesstaat Rondonia. Die landwirtschaftliche „Entwicklung”der Region zählt zu den ausdrücklichen Zielen des Staudammprojekts. Alle bisherigen Erfahrungen lehren, dass dies vor allem die Ausweitung des Anbaus von Monokulturen wie Soja sowie der Viehzucht bedeutet. Hinzu kommt - als brisantes Moment -, dass KritikerInnen zufolge durch den Staudammbau am Rio Madeira eine Überflutung durch Rückstaubildung des Wassers in einem flussaufwärts gelegenen Gebiete zu erwarten ist: auf bolivianischem Territorium.

All diese Konsequenzen sind von UmweltschützerInnen und sozialen Bewegungen dargestellt worden. Der Erfolg blieb bescheiden. Zu stark ist ein großer "Wachstumsblock", der fast schon wie eine Einheitsfront für Wachstum fungiert und aus einem Bündnis von UnternehmerInnen, Regierung, Mehrheit der Gewerkschaften und vielen linken Kräften besteht, die in der wachstumsorientierten Regierungspolitik die Überwindung des "neoliberalen Modells" sehen.

Was steht hinter all diesen Projekten des PAC ? Was ist das energiepolitische und ökonomische Interesse und Kalkül der Regierung Brasilien? Welche Auswirkungen haben diese Projekte ? Wie sind sie zu sehen im regionalen Rahmen Südamerikas als auch im globalen Rahmen von Weltmarkt und Kapitalinteressen ? Wie ist PAC einzuordnen vor dem Hintergrund des zukünftig massiv boomenden Ethanol(welt-)marktes für Agroenergien und der neuen Ölfunde vor Brasiliens Küste? Was steckt hinter dem so genannten "Wachstumsblock" ? Wessen Interessen im In- und Ausland stehen hinter all diesen Projekten ? - Gemeinsam mit Camila Moreno von der brasilianischen Organisation Terra de Direitos wollen wir diesen Fragen nachgehen.