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Chile: Globale Arbeit und Prekarisierung. Arbeitsbedingungen und Widerstand in der chilenischen Kupfer- und Lachsindustrie

09.09.2008, Berlin

Rosa-Luxemburg-Stiftung in Kooperation mit dem FDCL laden ein:

Chile: Globale Arbeit und Prekarisierung


Arbeitsbedingungen und Widerstand in der chilenischen Kupfer- und Lachsindustrie

Zeit:
Dienstag, 9. September 2008, 19:00 Uhr


Ort:
Kulturbahnhof KATO
, Im U-Bahnhof Schlesisches Tor, 10997 Berlin


Die chilenischen Gewerkschaften sind in der Pinochet-Diktatur gründlich zerschlagen worden und heute erheblich zersplittert und geschwächt. Landesweit gibt es über 14.000 Betriebsgewerkschaften und Branchengewerkschaften - der Anteil der gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer ist heute mit knapp 10% sehr niedrig. Dies liegt nicht zuletzt auch daran, dass wesentliche Bestimmungen der während der Militärdiktatur 1979 erlassenen Arbeitsgesetze, die einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitsbeziehungen zementierten, weiterhin fortbestehen. Zwar wurden mit dem im Dezember 2001 verabschiedeten Gewerkschaftsgesetz einige Beschränkungen aus der Pinochet-Ära abgeschafft, doch sind in der Praxis etliche gewerkschaftsfeindliche Praktiken ungebrochen. Insbesondere wurde die hochgradige Deregulierung und Flexibilisierung der Arbeitsbeziehungen noch weiter ausgebaut. Tatsächlich nimmt Chile mit der so genannten Anpassung der Arbeitsgesetze an "moderne" Erfordernisse bei Outsourcing, Privatisierung und Prekarisierung eine Vorreiterrolle ein.

Zeit- und Leiharbeit sind die beiden prominentesten Phänomene dieser stetigen Entwicklung. Besonders das sog. „Outsourcing”(Verlagerung in Subunternehmen) von Arbeitskräften hat während der Regierung der „Koalition der Parteien für die Demokratie”(1990-2007) stark zugenommen. Betroffen davon sind vor allem Frauen und Berufsanfänger/innen im Exportsektor wie der Kupfer- und Lachsindustrie, der Forst- und Landwirtschaft.

Besonders für die in diesen prekarisierten Branchen Arbeitenden ist angesichts der staatlich geförderten Definitionsmacht der Arbeitgeberseite über die Arbeitsbeziehungen gewerkschaftliche Organisierung oftmals schlicht unmöglich. Dennoch fanden vor dem Hintergrund unterschiedlicher gewerkschaftlicher Re-Organisationsansätze der letzten Jahre in 2007 eine Vielzahl von wichtigen Streiks statt, die für große öffentliche Aufmerksamkeit sorgten. So hatten z.B. die Streiks der Forstarbeiter der Provinz Arauco sowie der Vertragsarbeiter von Codelco, dem größten staatlichen Kupferunternehmen der Welt, große Strahlkraft auf die Mobilisierung der Arbeiter in der Lachsindustrie der Kommune von Calbuco und später die der Saisonarbeiter in der Obstwirtschaft 2008.

Die Diskussionsveranstaltung mit Daniel Nunez, Direktor von ICAL (Forschungsinstitut Alejandro Lipschutz, www.ical.cl ) wird einen Einblick in die Arbeitsbedingungen in der chilenischen Kupfer- und Lachsindustrie, den Aufbau einer Gewerkschaftsschule, den Widerstand gegen die neoliberale Entwicklung Chiles und die politischen Konsequenzen der Mobilisierungen auf das Verhältnis von Regierung und Parlament geben.

Moderation: Mathias Hohmann (FDCL)

Der Vortrag wird in Spanisch stattfinden und ebenso wie die Diskussion ins Deutsche konsekutiv übersetzt werden.

Information und Kontakt:

Silke Veth (030-44310163, veth(at)rosalux.de), Jan Dunkhorst (jan.dunkhorst(at)@fdcl.org)