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Rohstoffstrategie der EU. Weltweite Plünderung für die europäische Wirtschaft

Gemeinsame Pressemitteilung von

Rettet den Regenwald e.V. und
FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.

Rohstoffstrategie der EU


Weltweite Plünderung für die europäische Wirtschaft

Berlin, 10. November 2008: Am heutigen Montag stellt EU-Vizepräsident Günter Verheugen im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin die Strategie zur Rohstoffversorgung der EU vor. Die ursprünglich von der Bundesregierung auf europäischer Ebene angestoßene Initiative wurde von der EU-Kommission letzte Woche in Brüssel verabschiedet.

Angesichts der extremen Abhängigkeit der EU von Rohstoffimporten wie Metallen, Mineralien und Holz auf der einen und der global rasant steigenden Nachfrage, zunehmender Verknappung und anziehenden Preisen von Rohstoffen auf der anderen Seite, schlägt die EU-Kommission eine aggressive Politik vor, um der europäischen Wirtschaft den Zugriff auf die beanspruchten Ressourcen um jeden Preis zu sichern.

Die Organisationen Rettet den Regenwald und FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika kritisieren diese Strategie zur Rohstoffversorgung scharf. "Die Folgen der Rohstoffpolitik der EU für Mensch und Umwelt sind gravierend", analysiert Klaus Schenck von Rettet den Regenwald. "Überall auf der Welt wird gerodet, gebaggert und gebohrt was das Zeug hält, um an Rohstoffe zu kommen. Wertvolle Ökosysteme werden vernichtet, landwirtschaftliche Flächen verbraucht, Böden und Trinkwasser kontaminiert und die lokale Bevölkerung um ihre Lebensgrundlagen gebracht", kritisiert Schenck.

Mathias Hohmann vom FDCL wirft der EU-Kommission und Bundesregierung vor, über ihre vermeintliche Entwicklungspolitik in den Entwicklungsländern den Rohstoffabbau zu beschleunigen. "In der bundesdeutschen und europäischen Rohstoffstrategie wird explizit darauf verwiesen, dass es nach Willen der Bundesregierung und EU-Kommission um eine Verbesserung des Angebots bei Rohstoffen geht. Dazu soll auch die Entwicklungspolitik ihren Beitrag leisten, beispielsweise über die Förderung von Bergbauprojekten in Afrika", kritisiert Hohmann. Auch in Europa ist die Forcierung der Rohstoffgewinnung das Ziel. "Dazu sollen hinderliche rechtliche Bestimmungen im Umwelt- und Landschaftsschutz weiter aufgeweicht werden".

"EU und Bundesregierung stellen sich als Vorreiter bei Umweltpolitik und nachhaltiger Entwicklung dar. Doch mit dieser Rohstoffstrategie lassen sie endgültig die Maske fallen”, kritisiert Klaus Schenck. „Unter dem Deckmäntelchen von 'fairen Marktbedingungen' und 'freiem Wettbewerb' treiben beide rücksichtslos und mit allen Mitteln die weltweite Plünderung der Ressourcen zum Vorteil der europäischen Industrie voran”, urteilt Schenck.

"Dabei schreckt die EU-Kommission selbst vor Ungeheuerlichkeiten nicht zurück. So sollen Staaten, die den ungehinderten Zugang zu ihren Rohstoffen verwehren, bei der Welthandelsorganisation (WTO) verklagt werden”, kritisieren Rettet den Regenwald und FDCL. „Die Rohstoffstrategie der EU zielt darauf ab, die Souveränität von Staaten zu beschneiden und diese unter Druck zu setzen.”

Doch viele Länder wollen nicht als billige Rohstofflieferanten für den exzessiven europäischen Rohstoffkonsum angezapft werden. Nach Studien der Weltbank haben die Länder dazu auch allen Grund. Rohstoffreiche Länder gehören danach zumeist zu den weltweit ärmsten Staaten.

Rettet den Regenwald und das FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika fordern deshalb, dass die EU die Rohstoffstrategie sofort annulliert und die Erpressungsversuche über WTO unterlässt. Stattdessen muss die EU ihre kurzfristige und auf ständiges Wachstum angelegte Wirtschafts- und Rohstoffpolitik komplett ändern. Da die Ressourcen der Erde endlich sind, kann nur eine wirklich nachhaltige und langfristig angelegte Wirtschaftspolitik sowie der sparsame Umgang und Recycling mit Ressourcen aus der aktuellen Sackgasse führen.

Weitere Informationen und Kontakte unter:

Klaus Schenck
, Waldcampaigner, Rettet den Regenwald e.V., Büro Berlin
Telefon: 030-517 368 79; E-mail: berlin[at]regenwald.org ; www.regenwald.org

Mathias Hohmann, FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.
Tel.: 030-693 40 29; E-mail: info[at]fdcl-berlin.de ; fdcl-berlin.de/de/