(en: coconut palm, es: cocotero, pt: coqueiro, fr: cocotier)
Familie: Arecaceae (Palmengewächs)
Herkunft und Geschichte:
Ursprungsgebiet liegt wahrscheinlich im melanesischen Raum. Da Kokosnüsse wochenlang im Meer treiben können, ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren, haben sie sich vermutlich von Insel zu Insel verbreitet. Sie wurden auch auf Seereisen mitgenommen, weil sie Vitamin C, fett- und eiweißhaltig sind. In feucht tropischen Gebieten ist die Kokosnuss heute eine der wichtigsten Anbausorten. Mehr als 11 Millionen Bauern weltweit, meist Kleinbauern mit geringem Einkommen, bauen die Kokosnuss in rund 90 Ländern an. Rund 80% der weltweit produzierten Kokosnüsse entfallen auf Länder im asiatisch-pazifischen Raum.
Biologie:
Kokospalmen können bis zu 35 m hoch werden oder zwergwüchsige nur 6 m hoch. Am Ende des unverzweigten Stamms finden sich ca. 35 Fiederblätter (jeweils 7 m lang). Die Fruchtentwicklung (meistens Fremdbefruchtung) dauert 12-14 Monate. Ihre endgültige Größe hat die Frucht schon nach 6 Monaten erreicht. Zwergformen haben meist kleinere Früchte, die schneller reifen.
Ansprüche:
Durchschnittliche Jahrestemperatur sollte 26-27°C betragen, geringe Tag und Nacht Temperaturunterschiede. Wenn ausreichend Grundwasser vorhanden gedeiht sie auch auf trockenen Standorten. Optimaler Niederschlag: 1250- 2500 mm. Braucht viel Sonnenschein. Stellt wenige Ansprüche an den Boden, sollte gut durchlüftet sein. Verträgt 1% Salz im Bodenwasser.
Düngung:
Braucht Cl, K-Düngung kann sich erübrigen, wenn man die Faserhüllen aufs Land zurückbringt. Leguminosen als Bodendecker.
Schädlingsbekämpfung:
Virale Krankheiten wie Cadang-Cadang-Virus. Pilzkrankheiten, Insektenschädlinge, blattfressende Käfer; Insektizideinsatz bei schwerem Befall.
Ertrag:
2005 wurden 55 Mio. Tonnen Kokosnüsse produziert
Größte Produzenten:
Indonesien, Philippinen, Indien, Brasilien, Thailand, Vietnam, Sri Lanka, Papua Neu Guinea, Malaysia, Birma/Myanmar gleich auf mit Tansania ( FAOSTAT, Angaben für 2007)
Produkt und Verwendung:
Kokosöl für Treibstoffgewinnung – Agrodiesel. Auf den Philippinnen wird Biodiesel aus Kokosöl (Kokosnuss-Methylester, derzeitige Beimischung 2%) seit 2006 staatlich gefördert und bereits in größerem Maße produziert. Der braune Kern der Kokosnuss wird von Kokosfasern umhüllt sowie einer harten, grünen äußeren Schale. Der Kern enthält etwa einen Liter süßlichen Kokoswasser und weißes Fruchtfleisch. In Indonesien werden dressierte Affen zur Ernte von Kokosnüssen eingesetzt (1000 Nüsse/Tag). Für viele Menschen Hauptfettquelle. Kokosfett wird durch Pressen aus Kopra (getrocknetes Fruchtfleisch) gewonnen. Kokosfett als Brat- und Speisefett, verarbeitet in Pralinen, auch für Schokoladenüberzug verwendet, Kokosfett erzeugt deutlich wahrnehmbaren Kühleffekt beim Schmelzen ("Eispralinen); Kokoswasser enthält viele Mineralstoffe und gilt in einigen Ländern als Trinkwasserersatz. Bestandteil von Kosmetika, Fasern für Matten, Matratzen, aufgrund ihrer Feuchtebeständigkeit können Kokosfasern als Geotextilien für den Erosionsschutz und im Gartenbau (anstelle von Torf) eingesetzt werden, Blätter werden zu Körben und Matten verflochten, Kokosnussschalen sind hochwertiger Brennstoff (vgl. transgen „Kokosnuss”, URL
http://www.transgen.de/datenbank/pflanzen/47.kokosnuss.html)
Verwendung von Kokosöl für Biodiesel auf den Philippinen
Auf den Philippinen sind es dem Energieministerium zufolge derzeit 10 Hersteller, die Kokosnuss-Methylester produzieren: Chemrez, Inc., Senbel Fine Chemicals, Romtron Inc., Mt. Holly Coco, Pure Essence, Freyvonne Milling Svcs, Golden Asian, Bioenergy 8, Rasza Agro Produce, Tantuco Enterprises (nach Science and Technology Innovations for the Base of the Pyramid in Southeast Asia 2/4/2009, „Biofuel production overview in the Philippines, URL
http://www.ibop-asia.net/index.php?option=com_content&task=view&id=22&Itemid=57
Die derzeitige Nachfrage für Biodiesel liegt bei 6,5 Milliarden Litern, wobei eine Beimischung von 2 Prozent 130 Millionen Litern Kokosnuss-Methylester erforderlich machen. Von internationalen Automobilherstellern wird ein Beimischungswert von bis zu 5% als möglicher Standard betrachtet, wobei ebenso Herstellungskapazitäten für eine solche Marge gesehen werden.
Angesichts der Eröffnung der bis dahin größten Kokos-Biodieselanlage durch Chemrez Inc., mit einer jährlichen Kapazität von 300.000 Litern, gab der Energieminister im Januar 2007 bekannt: Diese neue Biodiesel-Anlage ist eine willkommene Entwicklung in unserem Bestreben, Energiesicherheit und Autarkie für das Land zu erreichen, indem wir hier produzierte Biokraftstoffe verwenden.”Er fügte hinzu, dass, wie erwartet, der vorgeschriebene Markt für hier produzierte Biokraftstoffe die Produktion von Biokraftstoffen im Lande anwerfen werde und den Philippinen schließlich erlauben werde, sogar regionale und globale Märkte zu versorgen.
Chemrez hat früher angekündigt, dass das Unternehmen plane, Biodiesel nach Japan und Deutschland zu exportieren, während Bioenergy 8 Corporation bereits in Verhandlungen mit einer japanischen Firma ist. (Vgl. Pressemitteilung der Botschaft der Republik der Philippinen in Berlin 19/1/2007, „Biodieselanlage”, URL
http://www.philippine-embassy.de/bln/index.php?Itemid=74&id=266&option=com_content&task=view&lang=de
Hoffnungsträger für Inselstaaten im pazifischen Ozean
Großes Potenzial wird der Kokosnuss im Rahmen von angepassten Feld- und Waldbewirtschaftungen zugesprochen. Möglichkeiten werden gesehen, die regionale Wertschöpfungen erhöhen, ohne dass in die natürliche Struktur eingegriffen wird oder Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau entsteht. Fokussiert wird hierbei auf eine lokale, bzw. regionale Verwendung von Kokosnussöl als Dieselersatz, die kleineren Inselstaaten in Ozeanien hilft, unabhängiger von teuren Erdölimporten zu werden, die teilweise mehr als ein Viertel der gesamten Importkosten ausmachen.
2006 legte die South African Pacific Applied Geoscience Commission SOPAC einen Bericht vor, wonach die Kokosnüsse bis zu 50 Prozent der Diesel-Importe ersetzen könnten. Allein die elf Inselnationen Papua Neuguinea, Fidschi, die Salomonen, Samoa, Vanuatu, die Federated States of Micronesia, Tonga, die Marshall Inseln, die Cook Inseln und Palau geben jährlich mehr als 800 Mio. Dollar für den Import von Treibstoffen aus, berichtet die SOPAC. Für die Hälfte der Länder machen die fossilen Brennstoffe mehr als ein Viertel der gesamten Importkosten aus. Mit den stetig steigenden Ölpreisen und der Zunahme des Bedarfs an Brennstoffen kommen diese ohnehin armen Länder in wirtschaftlich prekäre Situationen, wie SOPAC in dem Bericht schreibt. Die Notwendigkeit von Substituten für die fossilen Brennstoffe sei daher eines der wichtigsten Anliegen. (SOPAC zit.n. pressetext. Austria 9/5/2006, „Öl-Reichtum von armen Inselstaaten. Kokosöl als innovativer Bio-Treibstoff”, URL
http://pressetext.de/news/060509055/oel-reichtum-von-armen-inselstaaten/; zu Projekt-Aktivitäten vgl. SOPAC, „Copra Oil for Power Generation and Transportation”, URL
http://www.sopac.org/Energy+Projects+COPRA)
Gentechnik:
Forschung an Anbaueigenschaften wie Insektenresistenz, Pflanzenentwicklung (schnelleres Wachstum, längere Haltbarkeit), Produkteigenschaften (Veränderung des Öls); Forschungsprojekte beschränken sich auf Gewächshäuser und Labore
Weiterführende Informationen:
Über Möglichkeiten der Verwertung weiterer Bestandteile der Kokosnuss in der Automobilindustrie, vgl. „Autoteile aus Kokosnuss-Schalen. Neue Technologie: Nachwachsender Rohstoff als Kunststoffersatz”, innovations-report 8/1/2009, vgl. zudem Forschungsprojekt an der texanischen Baylor University, URLhttp://www.baylor.edu
Kokosnussblog, URL http://www.kokosnussblog.de/kokosnusse-fur-umweltschutz-und-klimaschutz
Zur Nutzung von Kokosnussöl als Zündstoff in Papua-Neuguinea vgl. Spiegel Online 9/5/2007, Pack die Kokosnuss in den Tank, URL
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,482030,00.html
Info-Faltblatt „Philippinen / Kokosöl – nachwachsender Rohstoff als sozialökologische Alternative”, URL
http://www.moewe-westfalen.de/fileadmin/media/Dokumente/Materialien/Kokosoelfaltblatt.pdf
Artikel in den Manila Times über Kokos-Biodiesel auf den Philippinen: The Manila Times Internet Edition 5/3/2008, „Coconut, `malungay´ present golden opportunity to farmers”, URL
http://www.manilatimes.net/national/2008/mar/05/yehey/top_stories/20080305top5.html#
„Fidji fährt mit Kokosöl”, URL
http://www.oedp.de/themen/umwelt-energie/oedp-politik/nachhaltig-mobil/fidji-faehrt-kokosoel
„
Coconut revival: new possibilities for the `tree of life´, Konferenzbericht der South Pacific Applied Geoscience Commission (SOPAC) zum „International Coconut Forum in Australia”, 22.-24. November 2005, URL http://www.aciar.gov.au/system/files/sites/aciar/files/node/748/PR125+full+text.pdf
FAO-Projekt auf den Malediven, “Production of virgin coconut oil (VCO) and value–added products for the enhancement of livelihoods and food security through income generating opportunities”, vgl FAO Update, May 2009, Sri Lanka & the Maledives: 4, URL http://www.un.lk/resources_center/pub_pdf/1119.pdf