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Wir dokumentieren die Pressemitteilung der Freien Hansestadt Bremen vom 10. Dezember 2004:

 

Bremer Solidaritätspreis geht an argentinische Menschenrechtlerin und deutschen Pastor

Freie Hansestadt Bremen - Pressemitteilungen

Senatskanzlei

10.12.2004

Die deutschstämmige Argentinierin Elsa de Oesterheld und der Nürnberger Pastor Kuno Hauck erhalten den 9. Bremer Solidaritätspreis 2004. Das hat jetzt der Senat der Freien Hansestadt Bremen beschlossen. Mit dieser Auszeichnung würdigt der Senat das Engagement zweier Menschen, die sich für ein Ende der Straflosigkeit staatlicher Willkürherrschaft in Argentinien sowie für Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzen und damit seit Jahren einen wichtigen Beitrag zur Wahrung von Demokratie und Menschenrechten leisten.

Die feierliche Preisübergabe findet am Montag, den 21. Februar 2005 im Bremer Rathaus statt.

Zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur wurden Gegner des Regimes zu Tausenden verschleppt und getötet. Die ursprünglich aus Bremen stammende Familie de Oesterheld war in besonders schwerer Weise von diesen Repressionen betroffen. Innerhalb von zwei Jahren wurden insgesamt acht Familienangehörige Elsa de Oesterhelds ermordet, unter ihnen der Ehemann Hector sowie alle vier Töchter der in Buenos Aires lebenden Menschenrechtlerin.

Hector de Oesterheld brachte es als Comiczeichner mit seiner Arbeit zu großer Popularität. Diese nutzte er verstärkt, um seinen Figuren politischen Charakter zu verleihen und so auf die im Land herrschenden Missstände aufmerksam zu machen. Im Juni 1977 wurde er von einer so genannten "Arbeitsgruppe" abgeholt und in ein Lager verschleppt. Trotz der Bemühungen von Kollegen und Vertretern von amnesty international - darunter auch Pastor Kuno Hauck - kehrte Hector de Oesterheld nie zurück. Auch die vier Töchter engagierten sich auf politischer Ebene. Die damals 20-jährige Beatriz wurde bereits ein Jahr vor ihrem Vater verschleppt und wenig später tot der Mutter übergeben. Dasselbe Schicksal ereilte kurze Zeit darauf die anderen drei Töchter. Sie verschwanden für immer oder wurden von den "Arbeitsgruppen" erschossen. "Als ich die Nachricht vom Tod der letzten Tochter erhielt war ich fast erleichtert, dass es vorbei war. Das dauernde Warten auf eine weitere Schreckensnachricht - jetzt war es vorbei und niemand mehr übrig", so beschreibt Elsa de Oesterheld diese furchtbare Zeit.

Heute setzt sie sich mit der Gruppe der Angehörigen von deutschen und deutschstämmigen Verschwundenen in Argentinien für die Aufklärung des Schicksals dieser Personen sowie für ein Ende der Straflosigkeit staatlicher Willkürherrschaft und Gewalt ein. Elsa de Oesterheld arbeitete außerdem aktiv in der Organisation der "Großmütter der Plaza de Mayo" und dem Dachverband FEDEFAM der lateinamerikanischen Gruppen der Familienangehörigen von
Verschwundenen mit. Lange Zeit herrschte in Argentinien weitgehende Passivität der Regierung hinsichtlich der Straflosigkeit gegenüber den Verantwortlichen. Deshalb wurden in zahlreichen europäischen Staaten, darunter auch in Deutschland, Strafverfahren gegen argentinische Militärs eingeleitet. Was aufgrund des Paragrafen 7 des Strafgesetzbuchs möglich ist. Danach sind deutsche Strafgerichte für die Verfolgung von Auslandstaten zuständig, wenn Opfer oder Täter Deutsche waren.

Durch die Zusammenarbeit mit Menschenrechtsorganisationen in Argentinien und Deutschland konnten 1998 erstmals Strafanzeigen beim Bundesgerichtshof gegen die verantwortlichen Militärs gestellt werden.

Auf deutscher Seite setzte sich vor allem der Mitbegründer der "Koalition gegen Straflosigkeit", Pastor Kuno Hauck, für diesen Schritt ein. In der Folge kam es zu einer sehr effizienten Zusammenarbeit zwischen Nichtregierungsorganisationen auf der einen und den Strafverfolgungs- und Justizbehörden auf der anderen Seite. Diese haben durch die engagierte Arbeit wie zum Beispiel der Koalition gegen Straflosigkeit und der FEDEFAM in den vergangenen zwei Jahren sechs internationale Haftbefehle gegen damalige hohe Militärs erlassen. Außerdem hat Deutschland im Januar 2004 die Auslieferung der beschuldigten Militärs beantragt. Daraufhin wurde unter anderem der ehemalige Staatspräsident General Videla in Auslieferungshaft genommen. Die argentinische Regierung hat bereits die Aufhebung der Straffreiheitsgesetze angekündigt, eine Konsequenz, die zu großen Teilen der Arbeit von Frau Elsa de Oesterfeld aus Argentinien und Herrn Pastor Kuno Hauck aus Nürnberg zu verdanken ist. Ihr Engagement gegen Straflosigkeit und für Wahrheit und Gerechtigkeit ist ein vorbildlicher Beitrag zur Wahrung von Demokratie und Menschenrechten.

Der Bremer Solidaritätspreis wird seit 1988 alle zwei Jahre vom Bremer Senat verliehen. Er ist mit 5.000 Euro dotiert. Mit ihm würdigt der Senat Personen und Gruppen, die sich gegen Kolonialismus und Rassismus und für Freiheit und Selbstbestimmung engagieren. Die Preisträger erhalten außer dem Geldbetrag eine Skulptur des Bremer Bildhauers Bernd Altenstein, der symbolisch die Bremer Stadtmusikanten als solidarisch Handelnde darstellt.

Redaktion:
Werner Wick - Tel. (0421) 361 2193, Fax: 361 6867,
Kontakt:werner.wick@sk.bremen.de
Gabriele Brünings - Tel. (0421) 361 4102
Verantwortlich: Klaus Schloesser - 28195 Bremen - Rathaus
www.rathaus-bremen.de

 

 

 

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