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FDCL / LN: Der Griff nach der Bombe. Berlin 1981
Theaterstück des FDCL (80er Jahre) zum bundesdeutschen Atomgeschäft mit lateinamerikanischen Militärdiktaturen
Theaterstück des FDCL (80er Jahre) zum bundesdeutschen Atomgeschäft mit lateinamerikanischen Militärdiktaturen

Der Griff nach der Bombe. Das deutsch-argentinische Atomgeschäft.

Hrsg./Redaktion/Verlag: Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL), Berlin, Mai 1981, 145 Seiten

 

 

Einleitung
Den größten einzelnen Exportauftrag der BRD 1980 bekam die Kraftwerksunion: sie erhielt von der argentinischen Militärdiktatur den Auftrag zum Bau des Atomkraftwerks Atucha II. Wieder einmal wird deutsche Wertarbeit ganz wertfrei an eine Diktatur geliefert . Das Milliardengeschäft stieß in den bundesdeutschen Medien fast ausschließlich bei Wirtschaftsredakteuren auf Interesse, die den Erfolg der KWU - nach dem Iran-debakel und den Schwierigkeiten im Brasiliengeschäft - feierten. Selbst von Atomkraftgegnern wurde der Atomexport in eine Militärdiktatur kaum zur Kenntnis genommen.
Die Zusammenarbeit zwischen der BRD und Argentinien auf dem Gebiet der Atomtechnologie hat eine lange Geschichte, die in die Anfänge deutscher Atomforschung zurückreicht. Argentinien verfolgt seit über dreißig Jahren ein ehrgeiziges Atomprogramm, das von Anfang an entscheidend - unter Mithilfe alter Nazis - von Militärs formuliert wurde. Diese Militärs spekulieren offen über die Vorzüge, die der Besitz einer Atombombe mit sich bringt. Bezeichnenderweise hat Argentinien den Atomwaffensperrvertrag nicht unterschrieben und läßt internationale Kontrollen durch die Internationale Atomenergiebehörde nur begrenzt zu.
Das Atomgeschäft steht im Rahmen langjähriger intensiver Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik und Argentinien, die sich besonders nach dem blutigen Militärputsch von 1976 weiter verbessert haben. Die BRD ist heute einer der wichtigsten Handelspartner Argentiniens und die bundesdeutsche Industrie gehört zu den wichtigsten Investoren in diesem Land. Die Abschaffung der Demokratie, die ständigen Menschenrechtsverletzungen, die Unterdrückung der Gewerkschaften - all das hat die Geschäfte eher gefördert als eingeschränkt. Die Wirtschaftspolitik der Militärregierung treibt zwar die Bevölkerung ins Elend und gibt die nationale Industrie dem Ruin preis - aber sie garantiert dafür dem internationalen Kapital ein von Arbeitskämpfen ungestörtes Geschäft und die freie Verfügung über die in Argentinien erwirtschafteten Gewinne.
Ein besonderer Fall der Wirtschaftsbeziehungen sind die Exporte von Waffen und Kriegstechnologie an die Militärdiktatur: Fregatten, U-boote, Lizenzen zum Panzerbau u.a. für Argentinien sind ein gutes Geschäft für die bundesdeutsche Rüstungsindustrie. Die Bundesregierung gibt dazu die Genehmigung, da Argentinien nach offizieller Einschätzung kein Spannungsgebiet ist. Dabei schwelt seit Jahren zwischen Argentinien und Chile ein Grenzkonflikt; die Verwicklung argentinischer "Berater " in den bolivianischen Militärputsch von 1980 und die offene Unterstützung des Terrorregimes in El Salvador sind auch nicht eben Beweise für die friedfertige Außenpolitik der Diktatur. Darüber hinaus versuchen die argentinischen Machthaber ein anti-demokratisches Bündnis mit anderen lateinamerikanischen Diktaturen und dem Apartheidregime in Südafrika zu gründen - mit wohlwollender Förderung von Seiten der USA.
Die Verhinderung dieses Geschäfts liegt im Interesse der Anti-AKW-, der Friedens- und Solidaritätsbewegung. Teile der Gewerkschaftsbewegung opponieren bereits gegen den Export von Atomkraftwerken, weil diese Technologie Arbeitsplätze eher gefährdet als neue Arbeitsplätze schafft und weil sie in Solidarität mit ihren verfolgten Kollegen in Argentinien die nukleare Unterstützung der Militärdiktatur ablehnen.
Das Beispiel der erfolgreichen kanadischen Kampagne gegen den Verkauf eines Reaktors an Argentinien hat gezeigt, daß eine breite Bewegung die Geschäfte der Atomindustrie empfindlich stören kann.

FDCL, Berlin, Mai 1981

 


INHALTSVERZEICHNIS

 

Einleitung
1. Atucha II. Eine stationäre Bombe
2. Der Anfang der atomaren Zusammenarbeit
3. Geinsam durch die »Erprobungsphase«
4. Atucha II: NV-Vertrag unterlaufen
5. Die friedliche Bombe
6. Waffenhandel mit Argentinien
7. Argentinien - ein friedfertiger Staat?
8. Braucht Argentinien Atomenergie?
9. Die Freunde der KWU und die Menschenrechte
10. BRD - Argentinien: Bewährte Freundschaft
11. Wirtschaftspolitik gegen das Volk
12. Die Gewerkschaftsbewegung in Argentinien
13. Atomenergie und Arbeitsplätze
14. Solidarität in Kanada und der Schweiz
15. Was können wir tun?
16. Presseerklärung zur Siemens-Hauptversammlung
17. »KWU Aktuell« (Flugblatt)
18. Aktionskreis Leben
19. Adoption von politischen Häftlingen aus Argentinien
20. Dokumente:

- Pressemitteilung von Annemarie Renger
- Pressemitteilung von Brigitte Erler
- CSU-Pressemitteilung
21. Abkürzungen und Begriffserklärungen
22. Zum Weiterlesen

 

FDCL, Berlin, 1981

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