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Verbrechen an deutsch-jüdischen Verschwundenen in Argentinien werden in Berlin zur Anzeige gebracht

Pressemitteilung der Koalition gegen Straflosigkeit: 25. Juni 1999


Verbrechen an deutsch-jüdischen Verschwundenen in Argentinien werden in Berlin zur Anzeige gebracht


Am Montag, den 28. Juni 99, werden beim Berliner Justizsenator E. Körting, 4 Strafanzeigen gegen argentinische Militärs eingereicht, die in den Jahren 1976 - 1983 für das "verschwindenlassen" von fast einhundert Deutschen und Deutschstämmigen verantwortlich sind.


Anzeigeerstatterin ist in einem Fall die aus Berlin stammende Ellen Pincus de Marx, die 1939 auf der Flucht vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung nach Argentinien auswanderte.



Folgende Strafanzeigen werden von dem Berliner Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck im Beisein des argentinischen Rechtanwaltes Horácio Ravenna, Repräsentant der "Kommission zur Unterstützung der Prozesse in Deutschland" und Kuno Hauck, dem Sprecher der deutschen "Koalition gegen Straflosigkeit", Jussitzsenator Körting übergeben.


1. Alicia Nora Oppenheimer, geb. am 02.02.1954 in Rivadavia, Argentinien. Tochter von Alfred Oppenheimer aus Altenlotheim in Deutschland und Olga Oppenheimer. "Verschwunden" am 31.07.1976


Alfred Oppenheimer mußte 1935-36 Deutschland aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung der Juden verlassen und wanderte nach Argentinien aus.


2. Juan Miguel Thanhauser, geb. am 21.09.1995 in Buenos Aires, Argentinien. Sohn von Kurt Thanhauser aus Konstanz und Lotte Thanhauser aus Frankfurt/Main. "Verschwunden" am 18.07.1978


Aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung der Juden wanderte Frau Thanhauser 1937 aus Deutschland nach Argentinien aus. Kurt Thanhauser war schon 1933 nach Spanien emigriert und verließ die iberische Halbinsel nach dem Ende des spanischen Bürgerkriegs 1939, in Richtung Argentinien.


3. Walter Claudio Rosenfeld, geb. am 21.05.1956 in Buenos Aires, Argentinien. Sohn von David Rosenfeld aus Köln und Aida Kancepolski Rosenfeld. "Verschwunden" zwischen dem 16.10.1977 und dem 20.10.1997


Aufgrund der nationalsozialistischen Judenverfolgung wanderte David Rosenfeld 1939 nach Argentinien aus.


4. Leonor Gertrudis Marx, geb. am 21.06.1948 in Buenos Aires, Argentinien. Tochter von Jeremias Erico Marx aus Mainz und Ellen Pincus de Marx aus Berlin ."Verschwunden" am 21.08.1976


Aufgrund der nationalsozialistischen Judenverfolgung wanderte Herr Jeremias Marx im März 1936 nach Argentinien aus. Aus denselben Gründen reiste Frau Ellen Pincus Anfang 1939 von Deutschland nach Argentinien aus.



Angeklagte Personen in den Strafanzeigen sind u.a. wegen des Verdachts des Totschlags, der Entführung und gefährlichen Körperverletzung:


1. Jorge Rafael Videla, geb. am 02.08.1925 in Mercedes/Argentinien,


wohnhaft Barera 166. 8° A, Buenos Aires / Argentinien


2. Emilio E. Masera, geb. l9.10.1925 in Paraná/Argentinien,


wohnhaft Avenida Callao 1307, Buenos Aires/Argentinien


3. Carlos Guillermo Suarez Mason, geb. 20.08.1929 in Buenos Aires/Argentinien.


Wohnhaft 0'Higgins 1754, Buenos Aires/Argentinien


Schon vor einem Jahr hat die Koalition gegen Straflosigkeit vier Strafanzeigen im BMJ in Bonn gegen 41 Mitglieder der argentinischen Sicherheitskräfte eingereicht, inzwischen sind fünf Anzeigen beim Landegericht Nürnberg Fürth anhängig.


Die "Koalition gegen Straflosigkeit" hofft, daß die Berliner Justiz die Fälle übernehmen und, als mit der Bearbeitung von Regierungskriminalität erfahrene Behörde, die Ermittlungen mit gleichem Engagement betreibt wie gegen die ehemaligen DDR-Funktionsträger.


Beim Pressegespräch werden auch zwei VertreterInnen der Kommission der deutschen und deutschstämmigen Familienangehörige aus Argentinien, Marcelo von Schmeling und Betina Ehrenhaus, anwesend sein. Letztere hat als direktes Opfer zum ersten Mal vor wenigen Tagen beim Landgericht Nürnberg-Fürth gegen argentinische Militärs ausgesagt.


Nähere Informationen zu den den Strafanzeigen: Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck: Tel: 030 446 792 18


oder: Koalition gegen Straflosigkeit, c/o Nürnberger Menschenrechtszentrum

Kampagnenkoordinator: Esteban Cuya, Tel.: 0911 230 55 50 Fax: -51


Sprecher der Koalition:


Kuno Hauck, Tel: 0911-54 08 230


Verantw. f.d. Besuchsprogramm in Berlin:

Jan Dunkhorst, Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile - Lateinamerika, Tel: 030 693 4029


Weitere Pressemeldungen und Informationen zur Arbeit der Koalition gegen Straflosigkeit:

www.menschenrechte.org


ViSdP: Kuno Hauck und Esteban Cuya