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Es laden ein:

KoBra - Kooperation Brasilien (Freiburg)

ASW - Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt (Berlin)

FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (Berlin)

 


Informations- und Diskussionsveranstaltung am Montag, dem 02.05.2006

 

GenGefahren und Biologische UnSicherheit

Der Fall Soja aus Brasilien: Herausforderungen und Alternativen

Informations- und Diskussionsveranstaltung mit

Eliane Moreira


Ort: Versammlungsraum im Mehringhof
Zeit: 19:00 Uhr
Sprache: Portugiesisch mit Konsekutivverdolmetschung

Veranstaltet von: KoBra, FDCL, ASW
Wir danken der finanziellen Unterstützung durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)


Es schien, als hätte der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva sich mit der Besetzung des Umweltministeriums durch Marina Silva gegen gentechnisch veränderte Organismen in seinem Land entschieden. Während seiner Amtszeit jedoch leistete er zunächst mit der Freigabe des Verkaufs gentechnisch veränderten Sojas im Juni 2003, dann mit der Freigabe gentechnisch veränderten Saatgutes zur Aussaat und schließlich am 24. März 2005 mit dem neuen Gesetz zur Biologischen Sicherheit der Gentechnik enormen Vorschub.

Acht Monate nach Unterzeichnung des Gesetzes zur Biologischen (Un)sicherheit, Ende März 2005 durch Lula, trat es am 23. November 2005 endgültig in Kraft. Mit dem Gesetz bekommt die Commissão Técnica de Biosegurança (CTNBio, technische Kommission für Biologische Sicherheit) die Kompetenz, über Forschung, Aussaat und Vermarktung von genmanipulierten Produkten zu entscheiden und sie gegebenenfalls freizugeben. Außerdem werden Aussaat und Handel mit genmanipulierter Soja durch das Gesetz endgültig legalisiert. Hiermit hat die brasilianische Politik faktisch sämtliche Verantwortung über genmanipulierte Produkte an eine Kommission abgegeben, und hat in einem politisch hochbrisanten Feld keinen Einfluss mehr auf einzelne Entscheidungen.

In seiner jetzigen Form ebnet das Gesetz endgültig den Weg für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in Brasilien. Die Folgen für die Landwirtschaft sind gravierend. Neben den kaum abschätzbaren Auswirkungen auf Umwelt und Biodiversität geraten vor allem kleinbäuerliche Betriebe zunehmend in Abhängigkeiten und Existenznot. Sie können sich die Zahlung von Gebühren auf Patente und Patentrechte und Nachbaugebühren an die Saatguthersteller nicht leisten und sind auf die Aussaat einbehaltener Samen angewiesen. Nicht zu ermessen, welche Auswirkungen die so genannte "Terminator-Technologie" aus den Genlaboren der Multis nicht zuletzt für die Ernährungssouveränität der Kleinbauern bedeutete.

Soja, das meist gehandelte Landwirtschaftsprodukt auf dem Weltmarkt, spielt als wichtigstes Agrarerzeugnis Brasiliens eine zentrale Rolle, nicht zuletzt durch die steigende Nachfrage nach Agroenergie. In Brasilien stand die "Wunderbohne" im Jahr 2003 auf Erfolgs und Expansionskurs: Es wurden auf 18,5 Mio. Hektar 52,2 Mio. Tonnen geerntet gegenüber einem Ertrag von 41,1 Mio. Tonnen auf 16,3 Mio. Hektar im Jahr 2002. Soja-Anbau auf 18,5 Mio. Hektar bedeutet nicht weniger als 43% der gesamten kultivierten Anbaufläche (42,7 Mio. Hektar) von Brasilien. In der Ernteperiode 2004/2005 produzierte Brasilien Soja sogar schon auf 23,1 Millionen ha. Die Produzenten haben damit in einem starken Rhythmus die Flächen weiter ausgedehnt. Die Agrarstruktur zeigt damit eine erschreckend hohe Konzentration auf nur ein Produkt, das größtenteils für den Export bestimmt ist, und ist damit extrem abhängig von Weltmarktentwicklungen. - Und z.Zt. sind ca. 60% des brasilianischen Sojaanbaus bereits gentechnisch verändert.

Die europäische Gemeinschaft importierte 2003 1/3 der weltweiten Sojaproduktion, vor allem für die Verwendung als Futtermittel. Ca. 65% der europäischen Nachfrage deckt Brasilien. Die Diskussion über den Anbau gentechnisch veränderter Organismen in Brasilien hat somit auch eine klare europäische Dimension.

Eliane Moreira, Professorin für Umweltrecht und Koordinatorin des Núcleo de Propriedade Intelectual do Centro Universitário do Pará, Doktorandin im Bereich Nachhaltige Entwicklung der Universidade Federal do Pará, ex-geschäftsführende Direktorin Comissão Técnica Nacional de Biossegurança - CTNBio (Technische Kommission für Biologische Sicherheit).

Eliane Moreira wird einen Überblick über Hintergründe, Stand und Entwicklung der vielfältigen zivilgesellschaftlichen Bemühungen in ihrem Kampf gegen die sich ausbreitende Gentechnik in der Landwirtschaft Brasiliens und gegen die Verabschiedung des Gesetz zur Biologischen (Un)sicherheit berichten. Auf der Veranstaltung wollen wir gemeinsam mit ihr diskutieren, welche Herausforderungen, Strategien und Alternativen für eine nachhaltige Landwirtschaft und die Sicherung der Biodiversität sowohl von Seiten der brasilianischen Regierung als auch aus zivilgesellschaftlicher Perspektive gangbar sind.

 

Weitere Veranstaltungstermine mit Eliane Moreira in Deutschland:

Hamburg, 03.05.2006: 20:00 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32-34, 22765 Hamburg

Heidelberg, 04.05.2006: 18:00 Uhr c.t., Institut für Übersetzen und Dolmetschen, Ploeck 57a,  69117 Heidelberg

Freiburg, 05.05.2006: 19:00 Uhr, Kulturbühne Vorderhaus Fabrik,  Habsburgerstr. 9,79104 Freiburg