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Presseinformation / Veranstaltungsankündigung

 

Rundreise von Sara Méndez in der Bundesrepublik
4. bis 9. Juni 2001

 

Sara Méndez unternimmt in diesen Tagen eine Europareise, um über die Suche nach ihrem Sohn Simón und die Bemühungen zur Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen der Militärdiktaturen in Argentinien und Uruguay zu informieren und um Unterstützung für ihr Anliegen zu gewinnen. Im Rahmen dieser Reise wird sie auch in vier Städten der Bundesrepublik Deutschland sprechen und für Interviews zur Verfügung stehen.

Die Daten ihrer Rundreise:

Bonn: Dienstag, 5. Juni, 19 Uhr
Uruguay: Gegen das Vergessen – Veranstaltung mit Sara Méndez
Café im Internationalen Frauenzentrum, Wesselstraße 16, 1. Etage

VeranstalterInnen:
Internationales Frauenzentrum & Informationsstelle Lateinamerika (ila)

Kontakt:
ila, Heerstr. 205, 53111 Bonn, Tel.: 0228-658613, E-Mail: ila-Bonn@t-online.de

 

Köln: Mittwoch, 6. Juni, 20 Uhr
Veranstaltung mit Sara Méndez im Planet Antifa
Alte Feuerwache, Melchiorstr. 3

Kontakt:
Alix Arnold c/o SSK, Tel.: 0221-9559542, E-Mail: alix.a@link-lev.de

 

Hamburg: Donnerstag, 7. Juni, 19 Uhr 30
Veranstaltung mit Sara Méndez
Werkstatt 3, Nernstweg 32-34, 22765 Hamburg

VeranstalterInnen:
Werkstatt 3, Verlag Assoziation A, Nordelbisches Missionszentrum

Kontakt:
Assoziation A, Tel./Fax: 040-4393666, E-Mail: theobruns@t-online.de

 

Berlin: 8. Juni, 19 Uhr 30
Veranstaltung mit Sara Méndez
Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin

Veranstalter:
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL), Initiative Simón Sí

Kontakt:
FDCL, Tel.: 030-6934029, E-Mail: fdcl-berlin@t-online.de

 

In Bonn und Berlin (wenn es die knappe Zeit erlaubt, auch in Hamburg) wird es Presseinterviews mit Sara Méndez geben. In Berlin wird weiterhin ein Treffen mit der Generalsekretärin der deutschen Sektion von amnesty international stattfinden, ebenso ist hier ein Gesprächstermin mit der Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe angefragt.

Kontakt für Rückfragen zur gesamten Rundreise von Sara Méndez:
Theo Bruns (Tel.: 040-4392090, E-Mail: theobruns@t-online.de).

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Zum Hintergrund der Rundreise:

Die lateinamerikanischen Militärdiktaturen

Insgesamt sechs lateinamerikanische Militärdiktaturen hatten sich in den 70er Jahre in der sogenannten »Operation Cóndor« auf eine länderübergreifende Verfolgung der linken Opposition verständigt und machten in gemeinsamen Kommandos Jagd auf die Regimegegner. Allein in Argentinien „verschwanden”30.000 Menschen während der Militärdiktatur von 1976-1983. Während der uruguayischen Militärdiktatur, der von 1976 – 1985, der drei Jahre ein „kalter staatsstreich”des Präsidenten Bordaberry vorausging, wurde jeder fünfte Einwohner inhaftiert und gefoltert. Obwohl in allen Ländern des Südkegels heute wieder bürgerliche Demokratien herrschen, sichern Amnestiegesetze die fortdauernde Straffreiheit der Mörder in Uniform.

Eines der bedrückendsten Kapitel jener Epoche ist das der verschwundenen Kinder. Ein Fall, der u.a. durch ein gleichnamiges Buch des österreichischen
Schriftstellers Erich Hackl international bekannt wurde, ist das Schicksal von Sara und Simón.

 

Sara Méndez

Sara Méndez, damals eine jugendliche Aktivistin der Anarchistischen Föderation Uruguays, gerät Anfang der 70er Jahre in das Visier der Repressionsorgane und flüchtet kurz vor dem Militärputsch 1973 aus Uruguay in das zu der Zeit noch demokratische Argentinien. Doch bald bestimmen auch hier Todesschwadronen das Gesetz des Handelns. 1976 putschen die Militärs. Sara Méndez, die im neunten Monat schwanger ist, geht in den Untergrund und bringt dort ihren Sohn Simón zur Welt. Auf ihren Tarnnamen Riquelo wird er ins Geburtsregister eingetragen.

Zwanzig Tage später stürmt ein Trupp bewaffneter Männer die Wohnung. Ein vom uruguayischen Major José Nino Gavazzo angeführtes Kommando entführt Sara Méndez. Der Sohn wird ihr aus den Armen gerissen, sie selbst in die berüchtigte Folterwerkstatt Automotores Olivetti verschleppt. Fast alle, die dieses Schicksal erlitten, wurden später ermordet. Ihr Überleben »verdankt« Sara einem makabren Einfall der uruguayischen Militärs: Um der Weltöffentlichkeit – und u.a. den USA, welche gerade die Militärhilfe eingestellt hatten – das Fortdauern der »subversiven Gefahr« zu beweisen, wird Sara Méndez zusammen mit zwanzig weiteren Gefangenen heimlich von Argentinien nach Uruguay gebracht. Nach einer fingierten Polizeiaktion und der Erstürmung einer umzingelten Villa werden der staunenden
Öffentlichkeit die verhafteten »Terroristen« präsentiert. Sara Méndez wird anschließend von einem Militärgericht verurteilt und verbringt viereinhalb Jahre Haft im Frauengefängnis Punta de Rieles.

 

Die Suche nach Simón

Nach ihrer Haftentlassung 1981 nimmt sie die Suche nach dem verschwundenen Sohn auf, der vermutlich von Militärs oder Polizisten zur Adoption freigegeben wurde. Sie arbeitet mit den Großmüttern der Plaza de Mayo in Buenos Aires zusammen, verfolgt jeden möglichen Hinweis und versucht zudem auf juristischem Wege Informationen zu bekommen. Das im Dezember 1986, während der ersten Regierung von Präsident Sanguinetti, vom uruguayischen Parlament verabschiedete „Gesetz über die Hinfälligkeit des Strafanspruchs des Staates”amnestiert zwar die Menschenrechtsverletzungen der Diktaturzeit, überträgt der Regierung jedoch
gleichzeitig die Verantwortung für die administrative Untersuchung der Fälle von „Verschwundenen”während der Militärdiktatur. Die Untersuchungen wurden jedoch Militärstaatsanwälten übergeben, was praktisch zu keiner abgeschlossenen Untersuchung führte.
 
Einmal meint Sara Méndez, ihr Kind gefunden zu haben. Sie irrt sich. Aber trotz der schrecklichen Erfahrung, jahrelang einer falschen Spur gefolgt zu sein, gibt sie nicht auf. Ihr Fall ist zu einem Symbol für die Suche nach den „Verschwundenen”geworden. Sie ist eine der wenigen Mütter verschwundener Kinder, die überlebt hat. Und sie weiß genau, wer die Entführer und Verantwortlichen sind: Major Gavazzo und sein Vorgesetzter im militärischen Geheimdienst Juan Antonio Rodríguez Buratti. Beide sind von Zeugen eindeutig identifiziert worden, doch beide leben nch wie vor unbehelligt im Ruhestand in Uruguay.

Der seit Februar 2000 amtierende uruguayische Staatspräsident Jorge Batlle hat im letzten Jahr eine Kommission eingesetzt, die das Schicksal der Verschwundenen aufklären soll. In einigen Fällen konnte eine Aufklärung erreicht werden, was jedoch vornehmlich auf die Suchaktionen der Angehörigen zurückzuführen ist – Hilfe von offizieller Seite gibt es kaum. So gelang es dem argentinischen Dichter Juan Gelman, die Tochter seines ermordeten Sohnes zu identifizieren. Simón aber bleibt bis heute verschwunden.

Die Suche nach Simón ist auch ein Kampf gegen das Vergessen und die Straflosigkeit der uniformierten Mörder. Vor wenigen Tagen demonstrierten 70.000 Menschen in Montevideo, um des 25. Jahrestages der Entführung und Ermordung zweier uruguayischer Parlamentarier, Zelmar Michelini und Gutíerrez Ruiz, in Argentinien zu gedenken. Ihre Losung: »Die Wahrheit lässt sich nicht entführen, die Erinnerung nicht verbieten.«

 

Der Kampf gegen die Straflosigkeit

Angesichts der faktischen Straflosigkeit suchte die Menschenrechtsbewegung in den jeweiligen Ländern, insbesondere in Argentinien, nach rechtlichen Mitteln, um die Täter doch noch anklagen und verurteilen zu können. Dafür bot sich angesichts der Entwicklungen im Völkerstrafrecht der Weg über die Justiz im Ausland an.
Ausgehend von den in Spanien seit 1996 geführten Ermittlungen und Strafverfahren gegen argentinische und chilenische Militärs, erhielt die Debatte um die Aufarbeitung schwerer Menschenrechtsverbrechen in Latenamerika auch auf der internationalen Ebene eine neue Dimension. Auch wenn der "Fall Pinochet" hierbei seit 1998 die Medien beherrscht, kam so auch insbesondere für Argentinien der Stein ins Rollen. Nach Spanien wurden bspw. auch aus Italien, Frankreich und Deutschland die Stimmen lauter, die sich für eine politische Aufarbeitung und für eine strafrechtlliche Vefolgung der Verantworlichen für Menschenrechtsverletzungen gemäß den nationalen und internationalen Normen einsetzen.

Seit 1998 arbeitet in Deutschland die "Koalition gegen Straflosigkeit" für die Aufklärung der Menschenrechtsverbrechen, die während der letzten Militärdiktatur an Deutschen und Deutschstämmigen begangen wurden und setzt sich dafür ein, dass die Täter in Deutschland strafrechtlich belangt werden. Die zu diesem Zweck bei der bundesdeutschen Justiz erstatteten Strafanzeigen haben nicht nur mit dazu beigetragen, die argentinische Öffentlichkeit aufzurütteln, sondern auch die zweifelhafte Rolle der bundesdeutschen Diplomatie und Politik sowie multinationaler Konzerne wie Mercedes-Benz während der Zeit der Militärdiktatur in Argentinien in den
Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt.

Die Rundreise von Sara Méndez bietet die Möglichkeit, sich über den Kampf gegen die Straflosigkeit in Uruguay und Argentinien zu informieren. Und sie sollte Anlass sein, Sara Méndez die größtmögliche öffentliche Unterstützung zukommen zu lassen, damit die uruguayischen Autoritäten nach über 25 Jahren ihr endlich Gewissheit über die Identität ihres Sohnes Simón verschaffen.

 

 

Weitere Informationen:
www.simonriquelo.org.uy (Uruguay/Sara Méndez)
www.menschenrechte.org (Argentinien/Koalition gegen Straflosigkeit)

 

Aus aktuellem Anlass an dieser Stelle der Hinweis auf die folgende Publikation:
„Die Verschwundenen von Mercedes-Benz”
Autorin: Gaby Weber; Verlag Assoziation A, ISBN 3-922611-92-3
Ein besonders perfides Instrument der Repression unter der argentinischen Militärdiktatur war das „Verschwindenlassen”von Personen. Auch der
Betriebsrat von Mercedes-Benz Argentina wurde entführt und ermordet. Gaby Weber recherchierte die Mitverantwortung des deutschen Konzerns.

Weitere informationen zum Fall Mercedes-Benz: www.labournet.de
 

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FDCL

Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V

Centro de Investigación y Documentación Chile-América Latina
Centro de Pesquisa e Documentação Chile-América Latina
Gneisenaustraße 2a
10961 Berlin, Alemania, Alemanha
Fon: 49-(0)30-693 40 29; -69 81 89 35
Fax: 49-(0)30-692 65 90
email: fdcl-berlin@t-online.de

Weitere Informationen unter
http://www.fdcl.org