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Die aktuelle Rolle der Militärmacht in Lateinamerika

Einladung zum Tagesseminar des Bildungswerk der Heinrich Böll Stiftung Berlin in Kooperation mit dem FDCL zu:

Die aktuelle Rolle der Militärmacht in Lateinamerika


Zeit: Samstag, den 8. September 2007 von 10:00 bis 16:30 Uhr

Ort: Mehringhof, Versammlungsraum (1.Stock, direkt über dem Theater), Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin (U-Bhf. Mehringdamm U6/U7)



Die aktuelle Rolle der Militärmacht in Lateinamerika


Die Zeit der Militärdiktaturen in Lateinamerika und die im Rahmen des Kalten Krieges zu konstatierende Rolle der Militärs als "Handlanger" der USA scheint zu Ende zu sein. Die relative Schwächung der USA als - auch offen militärisch intervenierende - Hegemonialmacht auf dem lateinamerikanischen Subkontinent manifestiert sich beispielsweise in den sich gegen das "Imperium im Norden" wendenden, sogenannten neuen Linksregierungen.

Ideologisch aufgerüstet mit der auch von den USA inspirierten "Doktrin der Nationalen Sicherheit" begründeten die lateinamerikanischen Militärs seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ihren Anspruch auf eine zentrale Rolle in Staat und Gesellschaft. Sie sahen sich als einzige Kraft, die in der Lage sei, den Nationalstaat zu führen. Die Militärdiktaturen übernahmen die Kontrolle über die nationale Entwicklung und die Innere Sicherheit. Legitimiert wurde dies mit dem Konstrukt eines "inneren Feindes", der zur Verteidigung der "nationalen Interessen" physisch vernichtet und zu dessen Bekämpfung weite Teile der Bevölkerung kontrolliert werden mussten.

Nach dem Scheitern der Militärdiktaturen waren die Militärs auch aufgrund der von ihnen zu verantwortenden schweren Menschenrechtsverletzungen in weiten Teilen der Bevölkerung diskreditiert und hatten sich in die Kasernen zurückgezogen. Doch ist der Prozess einer Neujustierung der militärisch-zivilen Beziehungen im Zuge des Übergangs von den Militärdiktaturen zu zivilen Regierungen bis heute nicht abgeschlossen.

So produziert das weiterlebende strukturelle und ideologische Erbe der "Doktrin der Nationalen Sicherheit" Formen militarisierter Politik, die eine Gefahr für die Demokratisierung bedeuten. Denn auch wenn sich die Rahmenbedingungen für das Militär offensichtlich verändert haben, ist es in den lateinamerikanischen Ländern als Machtfaktor nach wie vor präsent: Militärs sind präsent in zivilen Institutionen und spielen sogar eine wichtige Rolle bei der Durchführung staatlicher Sozialprogramme, erhalten im Rahmen autoritärer Praktiken ziviler Regierungen neue Aufgaben und Konzepte in Bereichen Innere Sicherheit und (politischer) Geheimdiensttätigkeit, sind beteiligt an dem Agieren paramilitärischer Gruppen wie irregulärerer privater Sicherheitsorgane und profitieren in vielen Ländern weiterhin von dem System der Straflosigkeit für vergangene und aktuelle Verletzungen der Menschenrechte.

Auf unserem Tageseminar wollen wir der Frage nachgehen, wie die Rolle des Militärs in Lateinamerika historisch einzuordnen und zu bewerten ist, inwieweit das Militär heute als ein die Demokratie gefährdender Machtfaktor zu betrachten ist oder ob es in einigen Ländern gar als Akteur demokratisch-emanzipativer Umbrüche und Entwicklungen angesehen werden kann.

ReferentInnen:

Armin Kuhn
M.A., studierte Politikwissenschaft, Philosophie, Neuere Geschichte und Volkswirtschaft an der Universität Potsdam und der UNAM in Mexiko-Stadt, promoviert gegenwärtig an der Universität Potsdam zu Neoliberalismus und neuen sozialen Bewegungen; Veröffentlichungen: Militär und Politik in Süd- und Mittelamerika (2006, zusammen mit Raimund Krämer); Arbeitsgebiete: Politische Theorie, Lateinamerika, Soziale Bewegungen im urbanen Raum.

Christoph Twickel

Freier Korrespondent, freier Autor für verschiedene Printmedien und Radios, Autor des Buches "Hugo Chávez. Eine Biographie"

Bettina Reis

Informationsstelle Lateinamerika (ILA-Bonn)


Seminarprogramm:

Samstag, den 8.9.07 von 10:00 bis 16:30 Uhr

10:00 - 10:15 Uhr Begrüßung (Isidoro Bustos)

10:15 - 11:00 Uhr "Das Militär als gesellschaftlicher Machtfaktor in Lateinamerika - eine historische Einführung"
Vortrag von Armin Kuhn

11:00 - 11.15 Uhr Diskussion

11:15 - 11.30 Uhr Kaffeepause

11.30 - 12:15 Uhr "Das Militär als Akteur auf dem Weg zum 'Sozialismus des 21. Jahrhunderts'?" (Schwerpunkt Venezuela)
Vortrag von Christoph Twickel

12:15 - 12:30 Uhr Diskussion

12:30 - 13:30 Uhr Mittagspause

13:30 - 14.15 Uhr "Alles für die 'innere Sicherheit'? Streitkräfte und Paramilitärs im Anti-Drogen-Kampf?" (Schwerpunkt Kolumbien)
Vortrag von Bettina Reis

14:15 - 14:30 Uhr Diskussion

14:30 - 15:00 Uhr Kaffeepause

15:00 - 16:30 Uhr "Die aktuelle Rolle der Militärmacht in Lateinamerika"
Abschlusspodium und moderierte Diskussion mit allen ReferentInnen

16:30 Ende des Seminars


Um Anmeldung wird gebeten / Eintritt frei!!

Eine Veranstaltung des Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
in Kooperation mit dem FDCL e.V.

Realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin