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Der neoliberale Transformationsprozess und die Veränderungen der lateinamerikanischen Gesellschaften

 

Einladung zum Tagesseminar:

Der neoliberale Transformationsprozess und die Veränderungen der lateinamerikanischen Gesellschaften


Zeit:
6. Juni 2009, 11:00 -18:15 Uhr

Ort:
Versammlungsraum im Mehringhof
Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin (U6 Mehringdamm)

Mit: Dieter Boris, Klaus Meschkat, Urs Müller-Plantenberg

Mit diesem Tagesseminar möchten wir – über den klassischen soziopolitischen oder wirtschaftlichen Blick hinaus - die neoliberalen Transformationsprozesse in Lateinamerika aus einer gesamtsgesellschaftlichen Perspektive betrachten.

Dabei können wir die Rolle der wirtschaftlichen Prozesse sowie die Transformationen auf politischer Ebene nicht außer Acht lassen. Deshalb werden wir in drei Blöcken des Tagesseminars die Transformationen in der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft als analytischen Zugang nutzen, um möglichst viele Facetten dieses Prozesses herauszuarbeiten.

In der Realität jedoch schließen sich diese drei Ebenen natürlich nicht aus, sondern sind untrennbar miteinander verwoben, was die tiefgreifenden Transformationen nur noch mehr verdeutlicht.

Die Wirtschaft ist häufig der deutlichste Indikator für gesamtgesellschaftliche Veränderungen in Lateinamerika ist. Die externe Orientierung am Welthandel ist seit Beginn der Kolonisierung richtungsweisend. Ein aktueller Ausdruck dieser Entwicklung ist heutzutage die rasante Ausbreitung von Freihandelsabkommen. Die Versuche aus dem letzten Jahrhundert, eine nachholende importsubstituierende Industrialisierung zu durchführen, sind nicht zuletzt durch die weltweit orientierte Nachfrage nach Rohstoffen für die Energiegewinnung endgültig Vergangenheit. Nicht der Binnenmarkt, sondern der Weltmarktpreis, der Kampf um internationale Käufer und Auslandsinvestitionen bestimmen den Kurs der Wirtschaft. Soziale Gerechtigkeit, Ernährungssicherheit, Nachhaltigkeit oder Armutsbekämpfung werden häufig als wirkungsvolle Schlagwörter eingesetzt. Sie haben aber eine rein dekorative Funktion in einer Konzeption, die nach wie vor Entwicklung als Resultat von Wachstum betrachtet.

Auf der Ebene der Politik sind die Akteure auf nationaler Ebene zu betrachten: Wie hat sich die jeweilige Parteienlandschaft entwickelt? Was ist übrig von der traditionellen Linken Lateinamerikas, die sich unter dem nicht zu unterschätzenden Einfluss europäischer Muster entwickelt hat? Gibt es eine neue Linke? Was heißt ‚Links’ vor dem Hintergrund des letzten Jahrhunderts? Welche Rolle spielt dabei der ‚Sozialismus des 21. Jahrhunderts’? Welche neuen Akteure konnten sich etablieren und Einfluss erringen? Welche Bedeutung haben die sozialen Bewegungen und welchen Grad von Partizipation haben sie erreicht? Welche Bedeutung hat die Partizipation von indigenen Akteuren auf politischer Ebene in mehreren lateinamerikanischen Ländern? In wie weit haben sich die Marginalisierten Lateinamerikas einen Spielraum für ihre eigenen Ansprüche erobert? Welche Konflikte ergeben sich dabei zwischen Politik und Wirtschaft?

Was die Gesellschaft betrifft, soll die so genannte ‚Liberalisierung und Modernisierung’ im Transformationsprozess besonders betrachtet werden. Auch die unter neoliberaler Regie durchgeführte Globalisierung hat deutliche Spuren hinterlassen, denen wir nachgehen wollen. An erster Stelle soll dabei die Zerstörung der Solidaritätstraditionen, besonders unter der Ausgeschlossenen, betrachtet werden. Die Rolle der internationalisierten, immer schnelllebigeren und einflussreicheren Medien ist hierbei nicht zu unterschätzen.
Die Kategorien Race, Class und Gender sind Indikatoren dafür, wie tiefgreifend sich viele traditionelle Strukturen verändert haben: Familie, Arbeit, Geschlechterverhältnisse, Feminisierung der Armut und der Migration, Einfluss und Repräsentanz der Indigenas in der Gesellschaft, sozialer Ausschluss, die Rolle der Kirche und die Verarmung des Mittelstandes sind nur einige der Aspekte, die die Transformation der lateinamerikanischen Gesellschaften kennzeichnen. Hier wird besonders deutlich, wie Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ineinander greifen.

PROGRAMM:

11:00 - 11:15
Begrüßung

11:15 – 13:15
Wirtschaft als politischer Rahmen und gesellschaftlicher Indikator
(Urs Müller Plantenberg)


13:15 – 13:45
Pause

13:45 – 15:45
Transformation der Politik unter neoliberalen Bedingungen
(Klaus Meschkat)


15:45 – 16:15
Pause

16:15 – 18:15
Die neoliberale Modernisierung und Transformation der Gesellschaft
(Dieter Boris)

 
Eine Veranstaltung des Bildungswerk der Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit dem Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile Lateinamerika FDCL e.V.
Diese Veranstaltung wird realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin

Teilnahme frei. Anmeldung unter: global@bildungswerk-boell.de