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Yo pisaré las calles nuevamente
Chile - 30 Jahre nach dem blutigen Militärputsch
 

Liebe Freundinnen und Freunde!

Das Berliner Organisationskomitee 30. Jahrestag des Militärputsches in Chile (www.comite30.de) führt vom 7. September bis zum 13. September Veranstaltungen zum 30. Jahrestag des Militärputsches in Chile durch. Wir möchten euch zu unseren Veranstaltungen herzlich einladen.

 

5. September 2003, 19 Uhr
Iberoamerikanisches Institut, Potsdamer Str. 37, Berlin
Hommage für die Opfer der Pinochetdiktatur mit Viviana Diaz (Verband der Familienangehörigen von Verschwundenen in Chile)

 

11. September 2003, 19 Uhr
IG-Metallhaus, Alte Jakobstr. 149, Berlin
KONZERT: María Paz Santibañez
zur AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG "Chile von Innen"

 

13. September 2003 10-19 Uhr

Audimax der TU Berlin, Str. des 17. Juni 135
CHILE-KONFERENZ
Simultanübersetzung Spanisch-Deutsch

Moderatoren: Urs Müller-Plantenberg, Isidoro Bustos, Petra Schlagenhauf, Fernando Mires

mit:

Manuel Cabieses (Chefredakteur Punto Final - Fuerza Social y Democrática) Carlos Ruiz (Professor Universität Chile - SurDA)
Tomás Moulian (Professor Universität ARCIS) Rodrigo Roco (Studentenbewegung FECh - 90er Jahre) Lidia Vega (FUNA)
Marcela Rodríguez (exilierte politische Gefangene)

 

7.-12. September, Kino Moviemento, 20 Uhr
Kottbusser Damm 22, Berlin
FILMWOCHE
Die Filme wurden von einer AG des Komitees untertitelt, im Anschluss finden Diskussionsforen statt.


7.9. La batalla de Chile (P. Guzmán, 1975-1979)
8.9. Volver a vernos (P. Rodríguez, 2002)
9.9. FUNA-Dokumentation (2003)
10.9. I love Pinochet (M. Said, 2001) & Factor humano (P. Peirano, 1998)
12.9. Los heroes están fatigados (M. Enríquez, 2002)

 

WAS WOLLEN WIR?

Mit unserer Veranstaltungsreihe wollen wir ein Informations- und
Diskussionsforum für ein breites öffentliches Spektrum fortschrittlicher Menschen, Gruppen und Organisationen schaffen. Wir möchten nicht nur den kritischen Blick zurück auf das Projekt der Unidad Popular und sein tragisches Scheitern, den antifaschistischen Widerstandskampf in Chile, die internationale Solidaritätsbewegung werfen, sondern vor allem auch den
verbreiteten Mythos des demokratisierten Chile in Frage stellen und die aktuelle Situation Chiles, die Entwicklungsvisionen und Projekte für ein anderes Chile in den Mittelpunkt rücken, informieren, Elemente der Diskussion und Analyse geben und internationalistische Arbeit in verschiedenen Bereichen
anstoßen, wiederbeleben oder vertiefen. Gerade in der Abkehr von paternalistischen Hilfe-Denkmustern und eurozentristischen Sichtweisen sind die emanzipatorischen und basisdemokratischen Selbstorganisationsbewegungen in Chile, die erst nach dem Ende der oft auch belehrenden Solidaritätsarbeit während der Diktatur entstanden sind, von höchstem Interesse. Einen Einblick in ihre Ideen, Positionen, Visionen, Organisationsformen, Vernetzungen in die aktuellen Konfrontationen Lateinamerikas zu gewinnen, von ihnen zu lernen, neue Denkanstöße zu erhalten, Erfahrungen gegenseitig nutzbar zu machen, bedeutet auch Brücken zu schlagen zwischen den Menschen, die den Traum einer
gerechteren emanzipierten Gesellschaft in unserer globalisierten Welt nicht aufgegeben haben.
Im Rahmen des Symposiums und der Podiumsdiskussion wurden als ReferentInnen und GesprächspartnerInnen exponierte VertreterInnen der chilenischen Linken eingeladen, die sowohl ProtagonistInnen verschiedener historischer Zeiträume
sind als auch soziale und Emanzipationsbewegungen jenseits der
Parteizugehörigkeiten repräsentieren. Unsere Gäste werden am Ende der Seite kurz vorgestellt.

WER SIND WIR?

Ein paar Worte zu uns. Das Organisationskomitee vereint FreundInnen der verschiedenen linken Strömungen Chiles, ihre VertreterInnen in der BRD und interessierte VertreterInnen der Linken dieses Landes. Das Komitee besteht aus ca. 40 Personen mit vielfältigen Erfahrungshorizonten in der Solidaritätsbewegung, Menschenrechtsarbeit, Antifa, kultureller und politischer Bildungsarbeit und arbeitet in Arbeitsgruppen zu den
verschiedenen Veranstaltungssubprojekten. In Berlin arbeiten wir u.a. mit dem Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL) im Mehringhof und mit der Kulturellen Vereinigung Gabriela Mistral e.V. zusammen. Außerdem bestehen Kontakte zu anderen Organisationen in Chile wie zum Beispiel der Angehörigenorganisation der während der Militärdiktatur in Chile Ermordeten und Verschwundenen (AFDD), der Menschenrechtsorganisation FUNA sowie verschiedenen Organisationen der politischen Gefangenen, der politischen Bewegung der chilenischen Linken SurDa, und der 14-tägig erscheinenden Zeitschrift Punto Final. Wir werden u.a. von
der Stiftung Nord-Süd-Brücken, der Stiftung Umverteilen
und der IG Metall finanziell unterstützt.

HINTERGRUND

Am 11. September 2003 jährt sich zum dreißigsten Male der Tag der blutigen Machtergreifung durch die US-gestützte faschistische Militärjunta um General Augusto Pinochet gegen die gewählte Regierung der Unidad Popular. In den Jahren der Diktatur konnten die Opfer des Repressionsapparates und der
chilenische Widerstandskampf auf ein breites Spektrum der internationalen Solidarität und Öffentlichkeit zurückgreifen. Mit dem im Volksentscheid 1988 erzwungenen Übergang zu demokratischeren Spielregeln verschwindet Chile aus
dem Fokus des allgemeinen gesellschaftspolitischen Interesses. Bis in weite Teile der aufgeklärten und progressiven Bewegungen existiert heute nur ein völlig unscharfes Bild dieses Landes. Chile ist heute ein Paradies für in- und ausländisches Kapital, geschützt durch demokratische Repressionsformen.
Das Land ist einerseits in das exportierende und erfolgreiche Chile, das Chile des einvernehmlichen Unter-den-Teppich-Kehrens der Verbrechen der Diktatur und andererseits in das Chile wachsender sozioökonomischer Ungleichheit, das Chile der millionenfachen Armut und tiefster Misere geteilt. Eine konsequente Aufarbeitung der Verbrechen gegen die
Menschenrechte durch die Militärdiktatur in Chile hat es bis heute nicht gegeben. Die ausgehandelte Straflosigkeit für die Verbrechen der Diktatur lässt andererseits Mörder, Folterer und deren Helfer in Politik und Wirtschaft unbehelligt. In der Öffentlichkeit taucht das chilenische "Erfolgsprojekt" heute schwerpunktmäßig nur im politisch ökonomischen Kontext des MERCOSUR, ALCA oder NAFTA auf. Dabei werden soziale
Bewegungen und der Zustand der politischen Linken und ihre Auseinandersetzung mit Chile als Musterbeispiel für Prozesse der Globalisierung in Lateinamerika vernachlässigt. Der Anlass des dreißigsten Jahrestages sollte aber auch gerade für die Korrektur dieser Defizite in der entwicklungspolitischen Debatte genutzt werden, um die Rolle der Diktatur, des Modells Chile der
Chicagoer Ökonomischen Schule (Friedmann et al.) und ihrer sozioökonomischen Folgen für die chilenische Gesellschaft und die Länder Lateinamerikas zu beleuchten.

Mit solidarischen Grüßen

Berliner Organisationskomitee 30. Jahrestag des Militärputsches in Chile

UNSERE GÄSTE

María "Pachi" Paz Santibáñez: La pianista baleada
Pachi gehört heute zu den besten PianistInnen Lateinamerikas, doch eine andere Geschichte machte sie weit vorher berühmt. 1987, als 19jährige schwangere Musikstudentin, wurde sie bei einer Protestdemonstration vor den Türen des Teatro Municipal in Santiago von einer Kugel des Polizisten Orlando Sotomayor aus Nahdistanz von hinten in den Kopf getroffen und zu einer
Symbolfigur des Widerstandes gegen Pinochet. Lange Zeit war Pachi linksseitig gelähmt und erst nach Jahren der Rehabilitation u.a. in der CSSR konnte sie ihre Berufung zur Meisterschaft führen. Sie studiert heute an der École Normale de Musique in Paris. Sotomayor wurde später von der chilenischen Justiz zu 541 Tagen Haft verurteilt, das Gefängnis konnte er aber bereits
nach einem Monat wegen guter Führung verlassen. Noch heute prozessiert Pachi gegen den chilenischen Staat um Wiedergutmachung. Sie möchte sich im September 2003 mit einer Europatournee bei den Menschen bedanken, die ihre
Rehabilitation unterstützt haben, und wird am 11. September 2003 in Berlin zu Gast sein.

Marcela Rodríguez Valdivieso
Marcela wurde 1990 von Polizisten festgenommen und durch eine Kugel an der Wirbelsäule verletzt, so dass sie heute querschnittsgelähmt ist. Ihr wurde vorgeworfen bei der Befreiungsaktion vom Marco Ariel Antonioletti, politischer Gefangener der Militärdiktatur und Mitglied des MAPU-Lautaro,
geholfen zu haben. Im September 1999 und Januar 2000 wurde sie vom 2. und 4. Militärgericht von Santiago durch Anwendung des Antiterrorismusgesetzes jeweils zu 10 Jahren und einem Tag Freiheitsentzug verurteilt. Wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes, des Einsatzes ihrer Anwälte und der
Norwegischen Botschaft konnte sie ihre Strafe im Hospital verbüßen. Marcela ging durch alle möglichen Instanzen, um ihre Freiheit zu erlangen. Nach einem langen Kampf internationaler humanitärer und Menschenrechtsorganisationen wurde ihre Gefängnisstrafe in die Strafe des Landesverweises umgewandelt,
wenn sie ein Aufnahmeland findet. Am 26. Juni 2002 konnte sie nach Italien ausreisen und lebt in einem Rehabilitationszentrum in der Nähe von Turin. Sie ist heute 50 Jahre alt.

Manuel Cabieses Donoso
Manuel ist einer der kritischsten und rührigsten Journalisten Lateinamerikas. Ab 1969 arbeitete er im Movimiento de la Izquierda Revolucionaria (MIR) und war Mitglied der politischen Kommission der Partei. Er wurde am 13.September 1973 verhaftet und nach 16 Monaten in zahlreichen Konzentrationslagern des
Landes verwiesen. Manuel lebte sein Exil in Cuba bis er 1979 in den chilenischen Untergrund zurückkehrte. Heute ist er  Gründungsmitglied des parteiunabhängigen Bündnisses Fuerza Social y Democrática und Direktor des Punto Final (
www.puntofinal.cl). Die vierzehntägig erscheinende Zeitschrift -
1965 gegründet und von Manuel 1989 wiedergegründet - erfüllt eine Schlüsselfunktion in der emanzipatorischen und analytischen Informations- und Aufklärungsarbeit in Chile. Sie stellt neben den Zeitschriften El Siglo und SurDA eine Gegenöffentlichkeit zum Monopol der großbürgerlichen Medien in den Händen der extremen Rechten dar.  In den letzten Jahren wurde Manuel mehrmals
verhaftet. Der chilenische Staat hat zahlreiche politische Prozesse gegen ihn angestrengt.

Carlos Ruiz und die SurDA
Carlos ist studierter Soziologe und arbeitet als Professor an der Universidad de Chile. Er gehört zu den Gründern und Exponenten einer der neuesten politischen Organisationen der chilenischen Linken. Die SurDA entstand aus der Studentenbewegung im Jahr 1990 aus der Notwendigkeit der Niederlagen der Linken in den Jahren 1973 und Mitte/Ende der 80er heraus. Die Entwicklung
neuer Formen für die Arbeit der sozialen Bewegungen wurde unabdingbar. Die SurDA sucht sie auf der Basis der Akzeptanz der historischen Erfahrungen und Eigenständigkeit dieser Bewegungen mit dem Ziel Freiräume zu schaffen und autonom zu gestalten, ohne sich den Mächtigen zu unterwerfen. Die horizontal
strukturierte SurDA ist in einem breiten Spektrum sozialer und politischer Bewegungen aktiv und eine der wichtigsten Akteure im Kampf gegen das neoliberale Modell in Chile und Lateinamerika.

Rodrigo Roco und die FECh
Während der Reartikulierung der chilenischen Studentenbewegungen in den 90er Jahren spielte Rodrigo als Vorsitzender der Studentenförderation Chiles (Federación de Estudiantes Chilenos, FECh) der Universidad de Chile und
Exponent der KP Chiles eine entscheidende Rolle. Zur Zeit lebt und arbeitet der Musikwissenschaftler in Frankreich. Nichtsdestotrotz haben seine Interventionen in der politischen Debatte der chilenischen Linken weiterhin ein großes Gewicht.

Tomás Moulian
Tomás ist Soziologe und leitet seit 1996 das Zentrum für Sozialforschung der Universidad ARCIS. Seine Forschung und zahlreiche Veröffentlichungen fokussieren auf die kritische Analyse der Wege und Herausforderungen der Linken im XXI. Jahrhundert. Für Tomás gibt es keine Möglichkeiten der
Verbesserung und Humanisierung des Kapitalismus, wie sie viele reformistische Strömungen nach der Desillusionierung durch das Scheitern der sozialistischen Projekte alter Schule propagieren. Er hält  an einem emanzipatorischen und antikapitalistischen Projekt mit partizipativer Demokratie und einer Ökonomie, die  auf die gemeinschaftlichen Bedürfnisse der Menschen gerichtet
ist, fest.

Lidia Vega FUNA
Die klassischen Mittel der Menschenrechtsbewegungen für eine gründliche Aufarbeitung der Verbrechen der Militärdiktatur sind in Chile an einer Mauer der offiziellen Ignoranz gescheitert. Die ausgehandelte Straflosigkeit für die Verbrechen der Diktatur läßt die Mörder, Folterer und deren Helfer in Politik und Wirtschaft unbehelligt. Die FUNA als neue emanzipatorische und
basisdemokratische Bewegung gegen die Straflosigkeit setzt dem Gefühl der Ohnmacht unkonventionelle Formen der Konfrontation entgegen, indem sie die Mörder und Folterer nach eingehender Recherche an ihren Wohn- und Arbeitsplätzen entlarvt.

Viviana Diaz
Viviana ist eine Vertreterin der Angehörigenorganisation der während der Militärdiktatur in Chile Ermordeten und Verschwundenen.

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Berliner Organisationskomitee
30. Jahrestag des Militärputsches in Chile

Yo pisaré las calles nuevamente
Chile - 30 Jahre nach dem blutigen Militärputsch

http://www.nodo50.org/comite_chile_berlin/

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FDCL
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.

Centro de Investigación y Documentación Chile-América Latina
Centro de Pesquisa y Documentação Chile-América Latina
Gneisenaustraße 2a
10961 Berlin, Alemania, Alemanha
Fon: 49-(0)30-693 40 29; -69 81 89 35
Fax: 49-(0)30-692 65 90
email:
fdcl-berlin@t-online.de
http://www.fdcl.org