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Strasse durch Choropampa
Auseinandersetzungen mit der Polizei
Bürgermeister am Megaphon
Goldtagebau Minera Yanacocha

18:00 Uhr im Versammlungsraum im MehringHof:

Filmvorführung: "Choropampa - Der Preis des Goldes"

Peru 2003, R: Ernesto Cabellos / Stephanie Boyd. Original mit deutschen UT [52 min.]

Eintritt frei!

Veranstaltung in Kooperation der Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick – Cajamarca, des Forschungs- und Dokumentationszentrums Chile-Lateinamerika (FDCL) und von FIAN Berlin in Zusammenarbeit mit dem Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag (BER) e.V.

 

"Choropampa - Der Preis des Goldes"

Am 2. Juni 2000 verunglückte ein Lastwagen mit einer extrem giftigen Ladung in einem Dorf in den nördlichen peruanischen Anden. Quecksilber wurde transportiert, die Fracht sollte nach Lima gehen. Zu Tage kam durch den Unfall, dass es als Nebenprodukt im größten Goldtagebau Lateinamerikas gewonnen wurde. Der Transporter verlor 151 Kilogramm des Quecksilbers entlang einer Strecke von 40 Kilometern. Drei Bergdörfer waren direkt betroffen, darunter Choropampa.


Minera Yanacocha, der Betreiber des Goldtagebaus, der auch den Transport beauftragt hatte, rühmte sich einer schnellen Reaktion, um die Auswirkungen zu begrenzen. Die schnelle Reaktion sah allerdings so aus, dass den Menschen der betroffenen Gemeinden Geld dafür gezahlt wurde, dass sie das Quecksilber einsammelten - ohne Schutzkleidung, mit blossen Händen. Sie wurden nicht informiert über die giftige Wirkung der Substanz. Viele betrachteten zudem das flüchtige Quecksilber als wertvolle Substanz, sammelten es ein, nahmen es mit in ihre Häuser und bewahrten es in offenen Gefäßen auf.


Bei mehreren hundert Menschen zeigten sich die Folgen einer Vergiftung mit Quecksilber. Viele Häuser mussten für unbewohnbar erklärt werden. Dies stand im krassen Widerspruch zur beruhigenden "Alles im Griff und kein Problem"-Rethorik des Unternehmens. Da auch von staatlichen Stellen nur Versprechungen aber keine Unterstützung kamen, organisierten sich die BewohnerInnen des Dorfes und leisteten Widerstand.


"Choropampa - Der Preis des Goldes" schildert die Geschichte der DorfbewohnerInen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Er begleitet ihren Kampf um medizinische Versorgung, Entschädigung und Gerechtigkeit. Es ist ein Kampf, der bis heute anhält. Gegen die Newmont Corporation als Haupteigner von Minera Yanacocha laufen in den USA weiter Sammelklagen wegen der Folgen des Unfalls aus dem Juni 2000. Richterliche Entscheidungen werden für das Jahr 2008 erwartet.


--- Der Goldtagebau im Bergbaudistrikt nördlich der Stadt Cajamarca umfaßt mehrere Lagerstätten und wird seit 1993 betrieben. Die Weltbank hält 5 Prozent der Anteile an Minera Yanacocha.


Mehr über den mehrfach ausgezeichneten Film (u.a. Rudolf Vrba Preis auf dem One World Filmfestival in Prag in 2003) unter ---> www.guarango.org/choropampa/


Bergbau in Peru: Soziales Konfliktfeld und Menschenrechtsverletzungen

Informations- und Diskussionsveranstaltung mit VertreterInnen von GRUFIDES: Mirtha Vásquez Chuquilín, Pablo Sánchez de Francesch, Ofelia Vargas Cerna

 

Bergbau in Peru: Soziales Konfliktfeld und Menschenrechtsverletzungen


Zeit: 27.11.2007, 19:30 Uhr

Ort: Versammlungsraum im Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, 10 961 Berlin – Kreuzberg. Im Mehringhof, Aufgang 3, 1.Stock, über dem Theater. U-Bhf. Mehringdamm [U6 / U7]

Eintritt frei!

Veranstaltung in Kooperation der Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick – Cajamarca, des Forschungs- und Dokumentationszentrums Chile-Lateinamerika (FDCL) und von FIAN Berlin in Zusammenarbeit mit dem Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag (BER) e.V., gefördert aus Mitteln des BMZ


Bergbau in Peru: Soziales Konfliktfeld und Menschenrechtsverletzungen

Erst Agrarregion, dann seit 1942 Nestlé-Milchregion und nun schon seit 14 Jahren industrielle Bergbauregion: das Gebiet um Cajamarca in den nordperuanischen Anden hat schon einige wirtschaftliche Strukturbrüche erlebt. Von denen war aber keiner so einschneidend wie das Großprojekt des industriellen Bergbaus, der seit 1993 die Golderz haltigen Berge mitsamt Ökosystemen aus der andinen Landschaft schafft.

Peru war zu Anbeginn der 1990er Jahre ein unsicheres Zielland für Investoren. Unter dem damaligen Präsidenten Alberto Fujimori gab es dann zügig die entscheidenden Impulse - bis hin zu den in der Verfassung von 1993 verankerten weitgehenden Sicherheiten für ausländische Unternehmen und ihre Direktinvestitionen.

Zu denen, die dann kamen, gehörte das aktuell weltweit zweitgrößte Goldunternehmen – die US-amerikanische Newmont Corporation. Unterstützung erhielt sie in Form zweistelliger Millionenkredite (US-Dollar) von der Weltbank und der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (heute zur KfW-Bankengruppe gehörig). Die Gelder flossen in die Erkundung und Erschließung der ersten Goldlagerstätten nördlich von Cajamarca. Nach und nach entstand im großräumigen Bergbaudistrikt von Minera Yanacocha die größte Goldmine Lateinamerikas, die mehrheitlich Newmont gehört, und an der die Weltbank nach wie vor 5 Prozent der Anteile hält.

Konflikte mit der ländlichen Bevölkerung gab es seit dem Beginn des Projektes. Land wurde mit Enteignungsdrohungen weit unter Wert abgekauft. Die Bauern klagen immer wieder über die Verschmutzung von Wasserressourcen, absterbende Fischbestände, die Sperrung von Bewässerungskanälen. Durch einen Unfall beim Transport von Quecksilber im Juni 2000 erlitten rund 1.000 Menschen in drei Dörfern chronische Gesundheitsschäden. In 2004 errang die Bevölkerung nach heftigen Auseinandersetzungen einen Sieg im Kampf um den Berg Quilish - einer natürlichen Trinkwasserquelle der Stadt Cajamarca - der jetzt vom Abbau vorerst ausgenommen ist.

Dieser negative "Lebens"lauf von Minera Yanacocha als machtvollem Akteur in der Region steht konträr zu der gern vom Unternehmen propagierten sozialen Verantwortung, die mehrheitlich in Form externer sozialer Programme umgesetzt wird.

Wie sieht nun die Bilanz nach 14 Jahren aus? Wie hat sich die Region in der Zeit entwickelt - wie wird dies aus Sicht der Bevölkerung bewertet? Und wie wird die Zukunft einer an Kupfer und Gold reichen Region aussehen, angesichts hoher und nach wie vor steigender Rohstoffpreise an den Weltmärkten?

Diese Fragen möchten wir mit drei Vertreter/innen der Nichtregierungsorganisation GRUFIDES aus Cajamarca erörtern:

  • Dr. Mirtha Vásquez Chuquilín ist Juristin und Geschäftsführerin von GRUFIDES
  • Pablo Sánchez de Francesch leitet bei GRUFIDES den Aufgabenbereich Beobachtung der Bergbau- und Umweltkonflikte und ist Mitglied der Regionalen Umweltkommission Cajamarca
  • Ofelia Vargas Cerna gehört der Initiative Risikomanagement für Katastrophen- und Humanitäre Hilfe von GRUFIDES an und ist Teammitglied Beobachtung der Bergbau- und Umweltkonflikte


Moderation: Mathias Hohmann (FDCL)

Veranstaltung in Kooperation der Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick – Cajamarca, des Forschungs- und Dokumentationszentrums Chile-Lateinamerika (FDCL) und von FIAN Berlin in Zusammenarbeit mit dem Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlag (BER) e.V., gefördert aus Mitteln des BMZ

 



Weitere FDCL-Website Stichworte: Direktinvestitionen, Bergbau, Ressourcen, Menschenrechte, Großprojekte, Umwelt, Soziale Bewegungen, Widerstand



Weitere Hintergrundinformationen zum Thema:


Reichtum geht - Armut bleibt --- Bergbau in Peru // 2006 // www.KIGALI-FILMS.com // Ralph Weihermann, Mirjam Leuze


Trotz des mineralischen Reichtums Perus leben gegenwärtig noch immer 50 Prozent der insgesamt 28 Millionen PeruanerInnen in Armut. Etwa 250 Minen und Tagebaue befinden sich in Peru gegenwärtig in Betrieb. Für die Menschen in den betroffenen Orten und Regionen heißt dies oft: Verschmutzung wichtiger Ressourcen wie Wasser und Boden durch Verwendung toxischer Stoffe bei der Erzgewinnung und Rückstände des Produktionsprozesses, soziale Probleme infolge konflikthafter Land- und Ressourcennutzung, Mißachtung grundlegender Rechte durch Staat und Minengesellschaften. Zudem gefährden Bergbauprojekte funktionierende ökonomische Strukturen wie z.B. die Landwirtschaft, ohne langfristig eine Alternative zu bieten.

Anhand von zwei Fallbeispielen wird die Problematik aufgezeigt: Zum einen berichtet der Film von der größten Goldmine Lateinamerikas, Yanacocha, die der US-amerikanische Newmont-Konzern seit 1993 im nordperuanischen Cajamarca betreibt. Der zweite Fall schildert die Konflikte um den Fall Majaz/Rio Blanco: In der Grenzregion zu Ecuador laufen derzeit Explorationsarbeiten für eine der größten Kupferminen weltweit. Wird das Projekt verwirklicht, sind drastische Folgen für Mensch und Natur zu erwarten. Kontrolllierender Aktionär ist ein chinesisches mehrheitlich staatliches Konsortium. Die Bevölkerung wehrt sich gegen das Projekt und in einem Referendum Mitte September 2007 stimmten mehr als 90 Prozent der EinwohnerInnen dreier Distrikte gegen Bergbauaktivitäten in ihrer Region. Die Regierung jedoch sieht große Deviseneinnahmen und priorisiert die Ökonomie vor der Ökologie.


Majaz/Rio Blanco: Kurzdoku über das lokale Referendum in Ayabaca am 16. September 2007


Das lokale Referendum fand am 16. September in den drei Distrikten Ayabaca, Carmen de la Frontera und Pacaipampa der Region Piura statt. Die peruanische Regierung hatte in der Zeit davor mit zahllosen verbalen Attacken und Beschimpfungen sowie der Androhung juristischer Schritte versucht, die Durchführung der Abstimmung zu verhindern und ihre Legitimität sowie Legalität in Zweifel zu ziehen. Abstimmen konnten die knapp 30.000 EinwohnerInnen über die Frage, ob sie generell Bergbauaktivitäten (darunter das Projekt Rio Blanco/Majaz) in ihrem Distrikt befürworten oder sich dagegen aussprechen. Dieses Referendum war das zweite über ein Bergbauprojekt in Peru, nachdem sich im Juni 2002 die EinwohnerInnen von Tambogrande (Region Piura) mit mehr als 95 Prozent gegen das Bergbauprojekt der kanadischen Firma Manhattan Minerals aussprachen.


Blog-Berichte aus Peru zum Referendum

--- "Unsere Natur ist mehr wert als alles Geld der Welt" -
Dorfgemeinschaften im Norden Perus lehnen Bergbau einhellig ab

--- Beschimpfungen, Drohungen, Anfeindungen - die peruanische Regierung kämpft mit harten Bandagen

 

Wie schwer die Schockwellen waren, die die Regierung in Lima infolge des erfolgreichen und friedlich verlaufenen Referendums in den drei Distrikten der Region Piura erreichten, lässt sich an der schnellen Reaktion von Präsident García und Ministerpräsident Del Castillo sehen. Diese produzierten nur wenige Tage nach dem Referendum auf die Schnelle einen "Gesetzes"text, mit dem 20 Bergbauprojekte zu Projekten von "nationalen Interesse" erklärt werden sollten, darunter auch das Projekt Rio Blanco/Majaz.

--- Text des Gesetzentwurfes (pdf, 83 kB)

Der Gesetzentwurf wurde Ende Oktober in der Kommission für Energie und Bergbau des peruanischen Kongresses mit einem Mehrheitsvotum archiviert.
Die Idee für ein derartiges Gesetz ist sicherlich weiterhin vorhanden.