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"Entwicklung wofür ? Für wen ?!". Stahlwerkkomplex von Thyssen-Krupp verseucht brasilianische Bucht und vertreibt lokale Fischer

Einladung zur Veranstaltung am Mittwoch, dem 8. Oktober 2008 um 19:00 Uhr im attac-café:

 

"Entwicklung wofür ? Für wen ?!"

Stahlwerkkomplex von Thyssen-Krupp verseucht brasilianische Bucht und vertreibt lokale Fischer

Informations- und Diskussionveranstaltung mit Karina Martins Kato von der brasilianischen Nichtregierungsorganisation "PACS - Políticas Alternativas para o Cone Sul"

Zeit: Mittwoch, 8. Oktober 2008 um 19:00 Uhr
Ort: attac-Café, Dieffenbachstraße 63, Berlin-Kreuzberg


Veranstaltet von:
Rosa-Luxemburg-Stiftung
attac-café
KoBra - Kooperation Brasilien
ASW - Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt
Rettet den Regenwald
FIAN Berlin
Urgewald
FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika


Eintritt wie immer frei! Sprache: Portugiesisch mit Konsekutivverdolmetschung

"Entwicklung wofür ? Für wen ?!"

Stahlwerkkomplex von Thyssen-Krupp verseucht brasilianische Bucht und vertreibt lokale Fischer

Seit September 2006 baut Thyssen-Krupp zusammen mit der Companhia Vale do Rio Doce (CVRD) an dem Stahlwerkkomplex Companhia Siderúrgica do Atlântico (CSA) in der Bucht von Sepetiba im Bundesstaat Rio de Janeiro. Von der größten deutschen Auslandsinvestition in Brasilien der letzten Jahre ist in den Medien die Rede. Jüngsten Angaben zufolge investiert Thyssen-Krupp in das Stahlwerk 4,5 Milliarden Euro. Auch deutsche Bundespolitiker loben die Investition und freuen sich über die "positive Grundstimmung": Eine Delegation der CDU/CSU-Bundestagsfraktion frohlockte nach ihrem Besuch im März dieses Jahres im Stahlwerkkomplex von Thyssen-Krupp in der Bucht von Sepetiba: "Brasilien brummt" und sah ein "eindrucksvolles Zeichen dafür, dass Investitionen in Lateinamerika auch für ein global operierendes deutsches Unternehmen möglich und ökonomisch sinnvoll sind".

"Ökonomisch sinnvoll" - jedoch: für wen ?!

Das Projekt wurde auch mit Unterstützung der brasilianischen Bundes-, Landes- und Gemeinderegierungen ermöglicht. Der Bau des Stahlwerks ist Teil einer breiten Strategie der Konsolidierung einer kontinentalen Infrastruktur, in die auch das Projekt "Programm zur Beschleunigung des Wachstums" (Programa de Aceleração do Crescimento – PAC)  und die südamerikanische Infrastruktur-Inititative IIRSA eingebunden sind. Der Stahlwerkkomplex von Thyssen-Krupp an der Bucht von Sepetiba wurde in Brasilien auch mit öffentlichen Geldern, aus dem Fonds der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES, in Höhe von 1,48 Milliarden Reais öffentlicher Kredite mitfinanziert und genießt großzügige Steuerbefreiungen - allein in 2006 waren es 250 Millionen Reais. Die vorgesehene Produktion ist vollständig auf den Export nach Deutschland (zwei Millionen Tonnen Stahl/jährlich) und in die USA (drei Millionen Tonnen Stahl/jährlich) ausgerichtet.

Protest und Widerstand der Betroffenen: "Entwicklung wofür? Für wen?"
Bereits seit 2007 klagen lokale Bügerinitiativen und Menschenrechtsgruppen aus dem Bundesstaat Rio de Janeiro gegen den Stahlkonzern. In der westlichen Region von Rio leben ca. 8.000 Familien, die vom Fischfang lebten und durch die Errichtung des Stahlwerks und der Häfen direkt betroffen werden. Der Fischbestand ging extrem zurück, zudem sind die wenigen übrigen Fische mit Schwermetallen aus dem Abraumschlamm belastet. Die Hafenanlagen entstünden außerdem exakt in dem Teil der Bucht, wo die Fischer früher die besten Fänge hatte. Laut einer von Betroffenen und sozialen Organisationen eingereichten Anzeige, aufgenommen von der Bundesstaatsanwaltschaft, ist die Bewilligung in Bezug auf die Umweltverträglichkeit regelwidrig erteilt worden.

Der Konzern verspricht 10.000 Jobs während der Bauphase, doch lokale Einwohner denunzieren schlimmste Arbeitsbedingungen sowie zahlreiche schwere Arbeitsumfälle. Bereits Ende 2006 begann die landesweite Konferenz der Metallarbeiter der Gewerkschaft CUT gegen die Einstellung ca. 600 chinesischer Bauarbeiter zu protestieren (Confederação Nacional dos Metalúrgicos da CUT (CNM/CUT), 21/12/2006: Nota de protesto da CNM/CUT em relação à importação de mão-de-obra para a CSA), die direkt aus China für den Bau des Stahlwerks nach Brasilien gebracht wurden.

Die westliche Region Rios ist zudem charakterisiert durch Milizen und paramilitärische Gewalt. Verschwundene und Morde sind dort alltäglich. In einem solchen Umfeld verschiedenster krimineller Interessen und Machträume ist die Artikulation von Widerstand derjenigen, die gegen den Bau des Stahlwerkes protestieren, schwierig. Laut der Zeitung "O Povo" aus Rio vom 3. September gibt es Vorwürfe gegen CSA, auch mit Milizen zusammenzuarbeiten, wenn es darum geht, Untersuchungen von Arbeitsunfällen mit Todesfolge zu verhindern. CSA bestreitet dies. Laut Aussage eines Fischers erfolgt die Bewachung des Baukomplexes durch örtliche Milizen.

Widerstand und gemeinsame Deklaration von 39 Betroffenengruppen, Lokalinitiativen, Organisationen und soziale Bewegungen
In der gemeinsamen Deklaration von Ende Juni 2008 "Thyssen-Krupp - Vale do Rio Doce: Stahlwerkkomplex in Sepetiba: Entwicklung wofür? Für wen?" protestieren 39 Betroffenengruppen, Lokalinitiativen, Organisationen und soziale Bewegungen:

"Wir akzeptieren nicht als „Entwicklung”- die umweltschädlichen Auswirkungen der Aushebung von 20 Millionen Kubikmeter mit Schwermetallen belasteten Schlamm, der von der in Konkurs gegangenen „Inga Mercantil Gesellschaft”stammt, und ohne entsprechende Vorsichtsmassnahmen mit Einverständnis der Umweltbehörden am unteren Rand der Sepetiba-Bucht vergraben werden soll.

Wir akzeptieren nicht
als „Entwicklung”- die Zerstörung der Mangroven und die Vernichtung der Mannigfaltigkeit der Biosphäre in einem permanent geschütztem Gebiet.

Wir akzeptieren nicht als „Entwicklung”- ein Projekt, das die Immigration chinesischer Arbeitskräfte sowie ArbeiterInnen aus den ärmsten Regionen Brasiliens vorsieht, die nur niedrige Arbeitslöhne erhalten und unter riskanten und gefährlichen Arbeitsbedingungen leben müssen.

Wir akzeptieren nicht als „Entwicklung”- einen Eingriff, der Fischsterben und Meeresprivatisierung verursacht, die Produktionskette handwerklicher Fischerei zestört, sowie die Fischer - Symbole dieser lokalen traditionellen Wirtschaft - zu „Umweltflüchtlingen”macht."

Anlässlich des fünften EU-Lateinamerika-Gipfels in Lima/Peru  am 15. und 16. Mai 2008 wurde vom 13. bis 17. Mai 2008 in der peruanischen Hauptstadt der so genannte Alternativengipfel "Enlazando Alternativas" durchgeführt. In dessen Rahmen wurde auch das „Tribunal der Völker”über europäische Konzerne abgehalten, die beschuldigt werden, in ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit in Lateinamerika gegen Sozial-, Menschenrechts- und Umweltstandards zu verstoßen. Dabei stützte sich das Tribunal auf die Anklagen betroffener Gruppen. Unter den angeklagten Konzernen befanden sich auch das deutsche Unternehmen Thyssen-Krupp, dem vorgeworfen wird, in Brasilien, im Zusammenhang mit dem Bau des Stahlwerks CSA von Sepetiba und eines Hafenterminals traditionelle Fischgründe kontaminiert zu haben.

"Entwicklung wofür ? Für wen ?!"

Gemeinsam mit Karina Martins Kato von der brasilianischen Nichtregierungsorganisation PACS - Políticas Alternativas para o Cone Sul aus Rio de Janeiro wollen wir erfahren und diskutieren, welche Auswirkungen das Stahlwerk CSA von Thyssen-Krupp in Brasilien hat, wie lokale Anrainer, AnwohnerInnen und FischerInnen das Projekt sehen, wie sie Widerstand leisten und welche Unterstützung aus Deutschland kommen könnte.

"Entwicklung wofür ? Für wen ?!"

Stahlwerkkomplex von Thyssen-Krupp verseucht brasilianische Bucht und vertreibt lokale Fischer

Informations- und Diskussionveranstaltung mit Karina Martins Kato von der brasilianischen Nichtregierungsorganisation "PACS - Políticas Alternativas para o Cone Sul"

Zeit: Mittwoch, 8. Oktober 2008 um 19:00 Uhr

Ort: attac-Café, Dieffenbachstraße 63, Berlin-Kreuzberg

[weitere Hintergrundinformationen zum Fall Stahlwerkkomplex Thyssen-Krupp - Vale do Rio Doce]

 

Einen aktualisierten Überblick finden Sie auch auf der Webseite von EnlazandoAlternativas zu dem Fall des Stahlwerks von ThyssenKrupp in Rio.