de en es pt

<<<< vorherige        Veranstaltung         nächste >>>>



Wie Soja Gewalt sät // Wie kleinbäuerliche Existenzen in Paraguay von der globalen Lust am Fleischkonsum „vernascht”werden

 

Der Mehringhof e.V. - Verein zur Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung und Völkerverständigung (Berlin)

in Kooperation mit  FDCL (Berlin), A SEED (Niederlande) und Corporate Europe Observatory - CEO (Niederlande) 

laden ein zum zweiten MehringHof-Soja-Themenabend innerhalb von zwei Tagen:

 

"Wie Soja Gewalt sät // Wie kleinbäuerliche Existenzen in Paraguay von der globalen Lust am Fleischkonsum „vernascht”werden"

 

Zu Gast: Gilda Roa von der Movimiento Agrario Popular (MAP) aus Paraguay, einer Organisation von Kleinbauern und –bäuerinnen sowie Landlosen, die im Bezirk Caaguazú aktiv ist.

Eine Mehringhof-Film-und Diskussionsveranstaltung organisiert von: Mehringhof e.V. (Berlin) in Kooperation mit FDCL e.V. (Berlin), A SEED (Niederlande) und Corporate Europe Observatory - CEO (Niederlande)

Dienstag, den 20. Mai 2008, 19:00 Uhr im Berliner Mehringhof (Versammlungsraum)
// Gneisenaustrasse 2a (U Mehringdamm: U6, U7), Aufgang 3, über dem Mehringhof-Theater


Eintritt wie immer frei!


Soja sät Gewalt // Wie kleinbäuerliche Existenzen in Paraguay von der globalen Lust am Fleischkonsum „vernascht”werden
Für das Land im Herzen des südamerikanischen Kontinentes ist die Sojabohne das Exportgut Nummer 1. Kein Agrarprodukt beansprucht in weiter steigendem Maße mehr Fläche. Allein 2,6 Millionen Hektar waren es in der jüngsten Anbauperiode – und dies bei lediglich 4,2 Millio­nen Hektar an ausgewiesener anbaufähiger Agrarfläche. Mehr als 90 Prozent der ange­bauten Soja ist gentechnisch manipuliert – gemacht, um die regelmäßigen Besprühungen mit dem vom US-Chemiekonzern Monsanto produzierten Totalherbizid Roundup zu überstehen.

Ein großer Teil der Sojaproduktion Paraguays geht in den Export nach Übersee, darunter in Länder der Europäischen Union. Die wachsende Bedrohung der Agroenergie-Verbrennung in hiesigen Tanks aufgrund der bereits bestehenden und geplanten Beimischungsquoten in den Staaten der Europäischen Union sorgt ebenso wie die Nutzung der Soja als pflanzliches Eiweiß im hiesigen Tierfutter für den zur Zeit beispiellosen Boom der Soja auch in Paraguay. Und wäh­rend der Agrosprit in Zukunft auch aus Paraguay die Autos aus Europa antreiben soll, und das Schweinefleisch – da der europäische Markt gesättigt ist – weiterhin tiefgekühlt und mit EU-Geldern hoch subventioniert auf die Märkte in Ländern Afrikas gelangt, um dort die lokalen Preise zu unterbieten und damit die dortigen Produktionsstrukturen zu schädigen…

…wird in Paraguay, dort wo sich die Soja-Monokultur ausbreiten soll, anderes zum Ver­schwinden gebracht: Wälder werden komplett gerodet, Ökosysteme zerstört, bestehende kleinbäuerliche Wirt­schafts- und soziale Struk­turen im ländlichen Raum gehen verloren. Ganze Gemein­den sind oft­mals von riesigen, endlos scheinenden Sojawüsten umzingelt, die übergangslos an die kleinbäuerlich be­wirtschafteten Flächen mit ihren vielfältigen Produkten wie Pampelmusen, Orangen, Bananen und Ge­treide angrenzen. Wer in der Nähe von Soja­pflanzungen lebt und wirtschaftet ist zudem den regelmäßigen gesundheitlichen Belas­tungen infolge der Herbizid-Besprühungen ausgesetzt, die allein das Atmen bereits schwer machen.

Die Mittel des Landerwerbs für den Sojaanbau sind nicht eben fein: Kleinbauern und Klein­bäuer­innen, die ihr Land für die gebotenen Geldbeträge nicht verkaufen, werden massiv unter Druck gesetzt. Ganze Gemeinden und Besetzungen bisher "unproduktiven" Lands wurden und werden durch staatliche Kräfte gewaltsam geräumt. Es sind die Investoreninteressen, die Gewalt säen und sich dabei auch bewaffne­ter paramilitärischer Gruppen bedienen.

Doch da gibt es Widerstand! In vielen Departements des Landes organisieren sich betroffene Gemein­den, wehren sich gegen die weitere Aus­dehnung des Sojaanbaus mitsamt seiner toxischen Begleiter­scheinungen. Sie wehren sich gegen die Kriminalisierung, die sie von vielen Seiten erfahren. Sie wollen ihr eigenes lokales Ent­wicklungsmodell mitsamt agro-ökologischer Produktion und lokaler Ernährungssouveränität. Und sie fordern die Umsetzung einer Landreform, die ihnen Landtitel  und damit langfristige Rechte am Land zusichert.

Gilda Roa von der Movimiento Agrario Popular (MAP) wird aus erster Hand berichten über die ländlichen sozialen Konflikte, die der Sojaanbau in Paraguay hervorruft, wie der organisierte Widerstand aussieht und welche Forderungen er hat. Und sie wird sich sicherlich auch zu den Erwartungen nach den Wahlen in Paraguay vom 20. April äußern, in denen der ehemalige Bischof des Bezirkes San Pedro, Fernando Lugo, mit deutlicher Mehrheit als zukünftiger Präsident des Landes gewählt wurde. - Im Anschluß an einen kurzen Dokumentarfilm zur Situation und Problematik des Sojaanbaus in Paraguay wird Gilda Roa über den kleinbäuerlichen Widerstand gegen die massive Ausweitung des großflächigen und monokulturellen Sojaanbaus berichten, und es wird ausreichend Zeit für Fragen, Diskussion und Austausch geben.

Eintritt wie immer frei!