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Crash in Argentinien -
Die erste Schuldenkrise des 21. Jahrhunderts

 

Informations- und Diskussionsveranstaltung mit

Claudio Lozano
(Professor für Ökonomie an der Universidad de Buenos Aires und Vorstandsmitglied des argentinischen Gewerkschaftsdachverband CTA)
 

Argentinien, einst das reichste Land Südamerikas, steckt seit Jahren in der Krise. Nur noch durch die Aufnahme neuer Kredite konnten die ständig steigenden Zins- und Tilgungszahlungen für die mehr als 150 Milliarden US-Dollar Auslandsschulden bezahlt werden. Insbesondere die Kredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) waren dabei an die Umsetzung rigoroser Sparmaßnahmen zur Sanierung des Staatshaushaltes gekoppelt. Als der IWF im Dezember letzten Jahres die Auszahlung eines Unterstützungskredits verweigerte, brach dieses System endgültig zusammen. Argentinien war pleite und konnte die Schulden nicht mehr bedienen.

Dabei galt Argentinien lange Zeit als Musterschüler des IWF. Kaum ein Land der Welt war so dem Neoliberalismus verfallen wie Argentinien. Nun zeigt sich, dass sämtliche Strukturanpassungsmaßnahmen nach neoliberalem Muster gescheitert sind. Nach über zehn Jahren der Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung leben heute über 40 Prozent der ArgentinierInnen unter der Armutsgrenze. Die Arbeitslosigkeit stieg auf über 25 Prozent. Die soziale Verelendung hat längst auch den Mittelstand erreicht.

Während der IWF von der argentinische Regierung verlangt, die Anstrengungen zur Haushaltskonsolidierung zu erhöhen, hat die Bevölkerung eine andere Antwort: "¡Qué se vayan todos!", ist die Forderung, der die anhaltenden Massenproteste und den Widerstand begleitet. "Sie sollen alle gehen – die Politiker, die Banken, der IWF... Das Vertrauen der ArgentinierInnen in die politische Klasse des Landes ist völlig zerstört.

Auf lokaler Ebene versucht die Bevölkerung der Krise mit Selbstorganisation und neuen Überlebensstrategien zu begegnen. Nachbarschaftsinitiativen organisieren Spendensammlungen und Gemeinschaftsküchen. Solidarische Ökonomie und Tauschringe entstehen, und die Bevölkerung wird zur Mülltrennung aufgefordert, um den Müllsammlern die Arbeit zu erleichtern. Auch politische Initiativen zur Überwindung der Krise gibt es. Die kleine Parlamentsfraktion ARI (Argentinia Republica de Iguales) hat einen Gesetzesvorschlag erarbeitet, nach dem das Land die Schuldendienstzahlungen gegenüber allen Gläubigern zunächst einstellt und das Angebot zu einem Schiedsverfahren zu Regelung der Schulden durch eine neutrale Instanz macht.

Mit dem argentinischen Schuldenexperte Claudio Lozano wollen wir der Frage nach Ursachen und sozialen Auswirkungen der Finanzkrise in Argentinien nachgehen und uns über die Debatte um Lösungsansätze und Perspektiven für das Land informieren.


Claudio Lozano ist Professor für Ökonomie an der Universidad de Buenos Aires sowie Mitglied des Vorstands des argentinischen Gewerkschaftsdachverbandes CTA (Central de Trabajadores de Argentina) mit mehr als 800.000 Mitgliedern. Er leitet das Forschungsinstituts des CTA und ist freier Mitarbeiter des lateinamerikanischen Wissenschaftsnetzwerks FLASCO. Ein Arbeitsschwerpunkt Lozanos ist das Thema Auslandsverschuldung, daneben beschäftigt er sich mit den Auswirkungen
makroökonomischer Anpassungsprozesse in Argentinien.
 

Zeit:

Montag, 11. November 2002, 19.00 Uhr

 

Ort:

Mehringhof (Versammlungsraum)
Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin (U-Bhf. Mehringdamm)
 

Die Veranstaltung wird spanisch-deutsch/deutsch-spanisch übersetzt.
 

Veranstalter:
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL)
INKOTA-Netzwerk

 

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FDCL
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V.
Centro de Investigación y Documentación Chile-América Latina
Centro de Pesquisa e Documentação Chile-América Latina
Research and Documentation Center Chile-Latin America
Gneisenaustraße 2a
10961 Berlin, Alemania, Alemanha
Fon: 49-(0)30-693 40 29; -69 81 89 35
Fax: 49-(0)30-692 65 90
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