(en: sorghum, es: sorgo, pt: sorgo, fr: sorgho)
Familie:
Poacaea (Süßgräser)
Die Bezeichnung Zuckerhirse rührt von Zuckeranteil im Stengel; zur Familie gehört auch Sudangras (Sorghum bicolor x sudanense / Kreuzung, bzw. reines Sudangras Sorghum sudanense): Nutzung für Grünfutter, als Zelluloselieferant für Agrotreibstoffe der 2. Generation (Biomasse to liquid-Verfahren, BtL) wird Potenzial gesehen
Herkunft und Geschichte:
Stammt aus dem heutigen Äthiopien, ab ca. 2000 v. Chr. lässt sich Sorghum auch in Indien nachweisen
Biologie:
Staude erreicht eine Höhe zwischen 2-3 Metern, maximal 5 Metern, vom Aufbau ähnlich dem Mais strukturiert. Rispen (zwischen 10 bis 60cm) tragen dünne Äste, die an den Ähren angeordnet sind. Samenkörner sind 4-5mm dick, die 60-80% aus Kohlenhydraten (Stärke) bestehen, neben Fett (4-6%) und Eiweiß (8-13%)
Ansprüche:
Wärmebedürftig, frostempfindlich, benötigt viel Licht, geringe Boden- und Wasseransprüche, trockentolerant
Düngung:
N, Ka, guter Verwerter organischer Dünger
Schädlingsbekämpfung:
Wenig anfällig für Pilz- und Insektenbefall, anfällig für Unkrautbefall, es bestehen eingeschränkt Zulassungen für den chemischen Pflanzenschutz in Deutschland
Ertrag:
Weltweit 57 Mio. Tonnen, liegt an fünfter Stelle der weltweit flächenbezogen am meisten angebauten Getreidepflanzen nach
Reis, Mais,
Weizen, Gerste
Hauptanbauländer:
USA, Nigeria, Indien, Mexiko, Sudan, Argentinien, China, Äthiopien, Burkina Faso, Brasilien (FAOSTAT, für das Jahr 2007)
Produkt und Verwendung:
Nahrungsmittel, insbesondere bedeutendes Grundnahrungsmittel in Asien und Afrika: Mehl, Gries, Grütze, Flocken, Popcorn, nicht-alkoholische Getränke, Hirse-Bier; Anbau für Grünfutter; Industrierohstoff, Verwendung der Stängel zur Dachabdeckung, Herstellung von Fasern, Stärkegewinnung; Hirsestroh dient in afrikanischen Ländern zudem als Brennmaterial (vgl. transgen URL
www.transgen.de/datenbank/pflanzen/301.hirse.html
Gentechnik:
Kombination ertragsreicher Sorten mit krankheitsresistenten Sorten, Verbesserung der Qualitätseigenschaften; Freilandversuche: USA sieben, in einem Zeitraum von 2002-2008, Forschung an Produkteigenschaften (veränderter Vitamin-, Protein-, Mineralgehalt), Anbaueigenschaften (Herbizidtoleranz, Pilz- und Insektenresistenz) und an NawaRo (Optimierung der stofflichen Zusammensetzung)
Südafrika, Freigabe für Laborversuche mit Sorte 'Super Sorghum' im Rahmen des von der Bill und Melinda Gates-Stiftung geförderten "African Biofortified Sorghum”-Projekts (ABS), Ziel: Anreicherung mit Aminosäuren und Vitamin A und E zur Verbesserung der Nahrungsqualität. KritikerInnen kündigen Widerstand gegen weitere Schritte (Freilandversuche, Markteinführung) an und warnen vor Kontaminierung des afrikanischen Sorghum-Erbes. Zudem stellen sie dem Projekt Forschungen der UN und FAO entgegen, die sichtbar machten, dass die Unterstützung lokaler und ökologischer Landwirtschaft sowie die Beendigung unfairer Handelspolitiken eine bessere Strategie für Ernährungssicherheit biete als genveränderte Organismen (vgl. checkbiotech 19/1/2009, „GM sorghum test approved”, URL
greenbio.checkbiotech.org/news/gm_sorghum_test_approved )
Forschungseinrichtungen, Kooperationen:
Forschungsdienst des US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) entwickelt gemeinsam mit Texas U&M University trockenresistente Sorte, weitere Forschungsprojekte, Genomforschung u.a. zum Zuckergehalt und Stärkeproduktion (vgl. Projekt: Genetic Dissection of Bioenergy Traits in Sorghum, URL
www.ars.usda.gov/research/projects/projects.htm ); Internationale Agrarforschungszentrum für die semiariden Tropen (ICRISAT): eine der größten Sammlungen von Sorghum-Varietäten, gab jüngst Sequenzierung / Entschlüsselung des Sorghum-Genoms bekannt (Nature 29/1/2009, Icrisat 2/2/2009, „Unraveling of the sorghum genome will help improve dryland crops”, URL
www.icrisat.org/Media/2009/media2.htm ), Kreation einer trockenresistenten Hybrid-Sorte in Public Private Partnership mit der indischen Firma Rusni Distillery, die Patent auf Verfahren anmeldete (FDCL/Fritz 2007, „Das grüne Gold”: S. 17), Projekt im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh umfasst Anbau durch rund 800 Bauern, Bau der weltweit ersten Sorghum-Ethanol-Anlage, die Produktion im Juni 2007 aufnahm, ähnliche Projekte gebe es in Kenia, Mosambik, Mexiko und auf den Philippinen (vgl. Ircisat 12/5/2008, „Sweet Sorghum: A New Smart Biofuel Crop that Ensures Food Security”, URL
www.icrisat.org/Media/2008/media6.htm ); weiterer Produzent von Sorghum-Hybridsorten für Ethanolproduktion ist ein texanisches Unternehmen, Ethanol Peru LLC (Reuters 21/2/2008, „Ethanol Peru LLC, Sorghum to Ethanol Seed Company, Asked by the Government of Japan and UDA to participate in APEC Scientific Development Exchange”).
Bemerkungen:
Nutzung für Ethanol-Produktion:
Zucker-/Sorghumhirse sei ideale Pflanze, weil sie sowohl Nahrung als auch Ethanol liefere, so der Generaldirektor des ICRISAT. Aufgrund der Genügsamkeit an Ansprüchen (Trocken-, Hitzeverträglichkeit, Toleranz aufgeweichter oder sehr salziger Böden) sei die Pflanze gut geeignet für Anbau in meist Halbwüstengebieten. Für Entwicklungsländer könne Produktion von Hirse Import von Kraftstoff überflüssig machen ( Möglichkeit „re-direct oil money that goes overseas back into their own rural economies”). Ferner wird verwiesen auf einkommenssichernde Faktoren sowie Kosten- und „Wassereffizienz”in der Produktion: Preis für eine Gallone (3,78 Liter) Ethanol aus Hirse liege in Indien mit 1,74 Dollar unter dem Preis für Ethanol aus
Zuckerrohr (2,19 Dollar) oder aus Mais (2,12 Dollar). Während
Zuckerrohr 2,5 Einheiten Wasser pro Ethanol-Einheit verbrauche, liege der Bedarf bei Hirse bei nur einer Einheit. Einschätzungen zum Flächennutzungspotenzial legen ein Plus um 50% der derzeit mit Sorghum angebauten Gebiete nahe, in Asien 5,1 Millionen ha., in Subsahara-Afrika 12,64 Millionen ha. Wissenschafter des ICRISAT gehen von geringfügigen Wirkungen auf Nahrungspreise und –sicherheit aus, da Hirse im Gegensatz zu
Mais auf globalem Markt nicht so stark nachgefragt werde. (Vgl. vgl. Ircisat 12/5/2008, „Sweet Sorghum: A New Smart Biofuel Crop that Ensures Food Security”, URL
www.icrisat.org/Media/2008/media6.htm sowie science.orf.at13/5/2008, “Biotreibstoffe: Zuckerhirse als Antwort?, URL
science.orf.at/science/news/151508 )
FAO stellt demgegenüber heraus, dass der Anbau jeglicher Sorte auf sog. marginalen Flächen bzw. „vernachlässigten Dürregebieten”mit entsprechend niedrigeren Faktoren-Inputs an Wasser, Fruchtbarkeit geringere Erträge hervorbringe. Neben trockentolerantem Jatropha stelle auch Sorghum hierzu keine Ausnahme dar. (Vgl. vgl. FAO, „The State of Food and Agriculture 2008. Biofuels: prospects, risks and opportunities”, S. 67, URL ftp://ftp.fao.org/docrep/fao/011/i0100e/i0100e.pdf )
Sorghum-Hirse ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel für weltweit über 500 Millionen Menschen, insbesondere in Ländern der semi-ariden Tropen. Modellrechnungen von Klimaforschern der Stanford University messen Nahrungsanbau von Sorghum in Zusammenhang klimatischer Veränderungen in Afrika und Südostasien wachsende Bedeutung bei, um Missernten anderer Anbausorten und Ausbreitung des Hungers entgegenzuwirken ( Vgl. Berliner Zeitung 1/2/2008 „Klimawandel könnte Missernten auslösen”, URL
www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0201/wissenschaft/0060/index.html )
Treibstoffertrag:
Schätzungen der FAO gehen von folgendem globalem Durchschnittswert aus: Ernteertrag 1,3 t pro ha, Konversionseffizienz / Ethanol: 380 l pro t, Ertrag / Ethanol: 494 l pro ha (vgl. FAO, „The State of Food and Agriculture 2008”: 16, URL ftp://ftp.fao.org/docrep/fao/011/i0100e/i0100e.pdf )
Treibhausgasbilanz:
Ermöglicht Treibhausgasreduktion um mehr als 50% gegenüber fossilen Brennstoffen (Wert auf Grundlage chinesischer Zuckerhirse), in Rechnung positiv ausgewirkt hat sich Nutzung von Prozessenergie bei Produktion, bei Fermentierung von Zuckerhirse in integrierter Ethanol-Destillationsanlage konnte der Energiebedarf vollständig durch Verbrennung der Bagasse gedeckt werden (vgl. Empa-Studie 2007: VI, 32)
Energiebilanz:
Nutzbare Energiemenge (Output) im Verhältnis zur für die Produktion eingesetzten Energiemenge (Input), Durchschnitt 1:0,9-1,1 (vgl. FAO, „The State of Food and Agriculture 2008”, S. 17)
Öko-Gesamtbilanz:
Umweltauswirkungen insgesamt höher als beim Benzin; zu anderen Energiepflanzen vergleichsweise besseres Abschneiden, energetische Nutzung von landwirtschaftlichen Co-Produkten (Zuckerhirse-Stroh) trägt zu günstigeren Umweltbilanz (vgl. Empa-Studie 2007: VIII)
Weitere Informationen, Hinweise:
Africa Biofortified Sorghum Project: URL
biosorghum.org/index.php
Zur Kritik des African Centre for Biosafety am Africa Biofortified Sorghum Project vgl. “Tainting Africa’s Heritage: Wambugu, Gates Foundation and Dupont’s GM Sorghum Project, 10 January 2007, URL
www.biosafetyafrica.net/index.html/images/stories/dmdocuments/acbbriefingpapergmsorghum.pdf
Internationale Konferenz über Nutzung von Sorghum-Hirse als Ethanollieferant: URL www.ars.usda.gov/meetings/Sorghum/
Zeitungsartikel US Today 31/7/2008 zum Bau von Sorghum-Ethanol-Anlagen in Florida und Louisiana, “Sorghum taking root as a source for ethanol”, URL
www.usatoday.com/money/industries/energy/environment/2008-07-30-ethanol-sorghum-florida_N.htm
Industrieverband der US-amerikanischen Sorghum-Produzenten: URL www.sorghumgrowers.com , Positionierung zu Sorghum-Ethanol: URL
www.sorghumgrowers.com/Ethanol%20Articles/Ethanol%20Producers%20Weather%20the%20Storm.pdf
Sweet Sorghum Ethanol Assoziation: URL www.sseassociation.org
Zu Anbauplänen in Volksrepublik China: Vgl. Nature Band 447, 21. Juni 2007, „China looks für alternative biofuels options”
Artikel des Schweizer Pharmakonzern Syngenta mit Empfehlungen zum Anbau und Pflanzenschutz von Sorghum-Hirse im nördlichen Mitteleuropa, „Sorghum – eine „neue”alte Kultur auf dem Vormarsch”, URL
www.syngenta-agro.at/syngenta_infos/pdf_dateien/mais/sorghum.pdf
Preisanstieg für Sorghum in Mali, Missernten infolge zu kurzer Regenfälle: Germany Trade& Invest 3/4/2008, „Wirtschaftsentwicklung Mali 2007”, URL
www.gtai.de/nsc_true/DE/Content/__SharedDocs/Links-Einzeldokumente-Datenbanken/fachdokument.html
Sorghum-Projekt der Fachhochschule Bingen, „Screening von Sorghum bicolor (Mohrenhirse) – Sorten auf ihre Anbaueignung an einem trocken-warmen Standort in Rheinland-Pfalz für die Biomasseproduktion”, URL
www.fh-bingen.de/fileadmin/user_upload/Forschung/Projekte/Agrarwirtschaft/nachwachsende_Rohstoffe/Sorghum_Biomasse.pdf
Projekt des Technologie und Förderzentrums, bayrisches Staatsministerium für Ernährung, „Landwirtschaft und Forsten: Sorghum-Hirse als neue Energiepflanze, Sortenscreening und Bestandesetablierung”, mehr Informationen URL
www.tfz.bayern.de
Batate (Süßkartoffel)
Baumwolle
Cashewnuss
Erdnuss
Jojoba
Kokospalme
Leindotter
Maniok
Mais
Ölpalme
Pinie
Pongamia-Nuss
Purgiernuss / Jatropha
Raps
Reis
Rizinus
Roggen
Sesam
Sonnenblume
Soja
Topinambur
Weizen
Zucker-/Sorghumhirse
Zuckerrohr
Zuckerrübe
Familie: Anacardiaceae (Sumachgewächse)
Familie:
Arecaceae (Palmengewächse)
Familie:
Astaraceae (Korbblütler)
Familie:
Brassicaceae (Kreuzblütler)
Familie:
Chenopodiaceae (Gänsefußgewächse)
Familie:
Convolvulaceae (Windengewächse)
Familie:
Cruciferae (Kreuzblütler)
Familie:
Euphorbiacaea (Wolfsmilchgewächse)
Familie:
Fabacaea (Hülsenfrüchtler)
Familie:
Leguminosen (Hülsenfrüchtler)
Familie:
Malvaceae (Malvengewächse)
Familie:
Papilionaceae (Schmetterlingsblütler)
Familie:
Pedaliaceae (Sesamgewächse)
Familie:
Pinaceae (Kieferngewächse)
Familie:
Poacaea (Süßgräser)
Familie:
Simmondsiaceae (Buxbaumgewächse)
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