de en es pt

<<<< vorherige               Veranstaltung               nächste >>>>


Agroenergie versus Ernährungssouveränität? Ölpalmplantagen und Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien

Informations- und Diskussionsveranstaltung mit

Henry Soler (Justicia y Paz, Kolumbien),
Diego Alejandro Cardona (Censat - Agua Viva, Kolumbien)
Lidoro Hurtado (Proceso de Comunidades Negras en Colombia - PCN / Gemeinderat in Bajo Mira y Frontero [Nariño], Kolumbien)

Ort: KATO. Im U-Bhf. Schlesisches Tor, Berlin-Kreuzberg
Zeit: Mittwoch 05.12.2007, 19:00 Uhr


Veranstaltung mit spanisch-deutsch Simultanübersetzung

Veranstaltet von kolko e.V. und FDCL e.V.
Eintritt frei!


Agroenergie versus Ernährungssouveränität? Ölpalmplantagen und Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien

Angesichts der aktuellen Debatten um Klimawandel und Energieversorungssicherheit hat das Thema Anbau, Handel und Nutzung von Biomasse für energetische Zwecke Hochkonjunktur: die so genannte Agroenergie gilt als "klimaneutral", ihr wird enormes wirtschaftliches Potential beschieden und mit solch "grünem Business" liessen sich weltweit nicht nur "schwarze Zahlen", sondern guten Gewissens satte Gewinne erzielen,- umweltschonendes Autofahren oder Energiegewinnung sei dabei garantiert.

Derzeit wird 4 Prozent des europäischen Gesamtenergiebedarfs aus Biomasse gedeckt. Der im Dezember 2005 vorgestellte EU-Aktionsplan für Biomasse sieht eine Verdopplung bis 2010 vor. Laut den anvisierten ehrgeizigen Kraftstoffbeimischungsziele in der Europäischen Union wird beabsichtigt, bis 2010 5,75 Prozent und bis 2020 zehn Prozent der konventionellen Kraftstoffe durch alternativen Treibstoff zu ersetzen.

Diese Zielmarken können beim derzeitigen Verbrauch an Energie allein über Eigenproduktion nicht erreicht werden - so dass die EU-Staaten auf Importe angewiesen sind. Und hierfür kommen aus klimatischen und finanziellen Gründen vor allem Länder des Südens in Frage: Soja, Zuckerrohr, Palmen, Rizinus, Maniok, Eukalyptus oder Bambus. Die alte Arbeitsteilung zwischen Nord und Süd - zwischen Verarbeitung und Export von Rohstoffen, zwischen Konsumenten und Primärproduzenten - setzt sich so ungebrochen fort.

In Kolumbien ist es zur Zeit vor allem der Ölpalmanbau, der den größten "Boom" erlebt und die verheerensten Folgen zeitigt. Rund 35 Prozent des in Kolumbien gewonnenen Palmöl- und Palmkernöl wird exportiert, 80 Prozent davon gehen nach Europa. Deutschland hat einen Anteil von 25 Prozent an der gesamten Exportmenge kolumbianischen Palmöls.

Die bislang ca. 400.000 Hektar Palmöl-Plantagen sollen auf bis zu 6 Millionen ausgeweitet werden. Anstelle von Nahrungsmitteln werden "nachwachsende Rohstoffe" produziert, um den bei uns wachsenden Bedarf an Agro-Kraftstoffen zu decken. Dies hat verheerende Folgen für die Umwelt und die Landwirtschaft: Riesige Waldflächen werden zerstört und bestehende Ackerflächen werden durch großflächige Monokulturwirtschaft langfristig unnutzbar gemacht. Die wohl schlimmste Folge jedoch sind die einhergehenden Menschenrechtsverletzungen an der ländlichen Bevölkerung: Bauernfamilien, afrokolumbianische und indigene Gemeinschaften werden gewaltsam von ihrem Land vertrieben, um die freigewordenen Flächen für den Anbau von Ölpalmen nutzen zu können.

Auf der Veranstaltung wird Henry Soler von der kolumbianischen Menschenrechtsorganisation Justicia y Paz über den Bundesstaat Chocó berichten. Justicia y Paz begleitet den Organisationsprozess der Gemeinden im Jiguamiandó - und Curvaradó-Becken im Bundesstaat Chocó. Sie wird bei dieser Arbeit aufgrund der schwierigen Sicherheitssituation auch von den internationalen Freiwilligen von Peace Brigades International begleitet. Auf dem Land der Gemeinden, für das diese einen kollektiven Landtitel besitzen, werden widerrechtlich von den Firmen URAPALMA, PALMAS DE CURVARADÓ, PALMAS S.A. und PALMADÓ Ölpalmen angebaut. Dies wurde bisher durch staatliche Instanzen nicht verhindert bzw. gar gedeckt. Nunmehr gibt es eine letztinstanzliche Entscheidung, dass das Land definitiv der Gemeinde gehört, und die Plantagenbetreiber ihre Aktivitäten einstellen müssen. Dies ist ein grosser Sieg, könnte jedoch auch Repressalien für die Gemeinde und Justicia y Paz nach sich ziehen.

Lidoro Hurtado ist Vertreter vom "Prozess schwarzer Gemeinden" (Proceso de Comunidades Negras en Colombia - PCN) und Gemeinderat in Bajo Mira y Frontero (Nariño) und wird über die afrokolumbianischen Gemeinden berichten: Die afrokolumbianischen Gemeinden sind insbesondere in der Pazifikregion Kolumbiens stark vertreten, wo auch immer mehr Land für Ölpalmanbau genutzt wird, daher sind es auch oft afrokolumbianische Gemeinden, die von diesen Plantagen verdrängt und in ihrer Lebensweise bedroht werden.

Diego Alejandro Cardona, Vertreter von Censat Agua Viva "Amigos de la tierra Colombia", dem kolumbianischen Zweig von Friends of the Earth, ist Koordinator für das Thema Wald und wird von der gemeinsamen Kampagne von Censat und Proceso de Comunidades Negras en Colombia - PCN gegen Agrokraftstoffe ("CAMPAÑA EN RESISTENCIA A LOS AGROCOMBUSTIBLES: LLENANDO TANQUES, VACIANDO TERRITORIOS") berichten.



Gefördert durch die "Deutsche Behindertenhilfe - Aktion Mensch e.V."



This event has been produced with the financial assistance of the European Union. The contents of this event are the sole responsibility of the organizers and can under no circumstances be regarded as reflecting the position of the European Union.

 

This event was elaborated within the framework of the cooperation-project "Handel-Entwicklung-Menschenrechte" of the Heinrich Böll Foundation (hbs), the Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika (FDCL), and the Transnational Institute (TNI). More information at:

http://www.handel-entwicklung-menschenrechte.org 


FDCL, Berlin: fdcl-berlin.de/de/
TNI - Transnational Institute, Amsterdam: www.tni.org
Fundação Heinrich Böll, Rio de Janeiro: www.boell-latinoamerica.org/pt/nav/35.htm
Heinrich Böll Stiftung, Referat Lateinamerika, Berlin: www.boell.de

Verwandte Aktivitäten auf der Webseite des FDCL: